Im Südflügel des Neuen Palais in Potsdam verbirgt sich in der 2. Etage eine für die Öffentlichkeit verborgene Welt: die Gästeappartements, die Kaiser Wilhelm II. nach seiner Thronbesteigung 1888 einrichten ließ. 

Diese luxuriösen Wohnungen im Stil des Neorokoko, unter den Namen „Gobelinwohnung I und II“ sowie „Eckwohnung I und II“ bekannt, stellen vier opulent ausgestattete Residenzen dar, die für Familienangehörige des Kaiserpaares während ihrer Aufenthalte im Neuen Palais vorgesehen waren. Der Zugang zu den Appartements erfolgt über die Theater-Treppe.

Zusätzlich zu den genannten Gästeappartements gibt es die sogenannten Kavalierwohnungen. Ursprünglich dienten sie als Wohnungen für die Söhne des Kaisers, später wurden sie jedoch von Mitgliedern des Hofstaates fürstlicher Gäste genutzt, nachdem die Kaisersöhne ausgezogen waren.

Über viele Jahrzehnte hinweg wurden die Räumlichkeiten als Depot genutzt und waren nur einem kleinen Kreis der Schlossverwaltung zugänglich. Selbst nach dem Auszug des Depots bleibt der Zugang zu diesen Räumlichkeiten für die Öffentlichkeit weiterhin versperrt. Im Januar 2023 hatte ich jedoch die Gelegenheit, gemeinsam mit dem Verein Freunde der preußischen Schlösser und Gärten, einen Blick in diese verborgene Welt zu werfen.

Die Gobelinwohnungen

Die beiden Gobelinwohnungen bestehen aus jeweils einem Salon und einem Schlafzimmer. Der Hofarchitekt Franz Haeberlin wurde mit der Gestaltung im Stil des Neurokoko beauftragt. Obwohl die textilen Wandbespannungen sowie das Mobiliar entfernt wurden, präsentieren sich die Räume weitestgehend im Original, da die vergoldeten Wandschnitzereien sowie der Deckenstuck bis heute erhalten sind.

Die Kavalierwohnungen und das Speisezimmer

Die Kavalierwohnungen wurden 1894/95 speziell für das Gefolge der fürstlichen Gäste eingerichtet und bestehen aus großzügigen, etwa 80m2 großen Räumen. Jeder Raum verfügt über ein eigenes Badezimmer mit Badewanne, Handwaschbecken und Wasserklosett, was für die damalige Zeit eine äußerst moderne Ausstattung darstellte. Der Einbau der Öfen, entworfen von Reinhold Persius, sowohl in diesen Räumen als auch in den fürstlichen Gemächern, wurde erforderlich, da die vorhandene Heizung im Neuen Palais lediglich bis in den ersten Stock reichte.

In dem am Ende des Flurs liegenden Speisezimmer nahmen zunächst die Prinzen ihre Mahlzeiten ein, nach ihrem Auszug dann die fürstlichen Gäste.

Hinweis: Die Informationen für diesen Beitrag habe ich dem Buch „Das Neue Palais in Potsdam“ von Jörg Kirschstein entnommen. Die Bilder sind von mir.

Wollt ihr mehr über das Neue Palais erfahren? Dann schaut doch hier mal vorbei: Neues Palais

Kommentar

  1. Vielen Dank für diese interessanten Informationen und Fotos! Nicht zugängliche Räumlichkeiten sind besonders spannend!
    Adelheid Michel, Allgäu

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