Dieser Blogbeitrag lädt euch ein, das Schloss Heidecksburg in Rudolstadt/Thüringen zu entdecken. Es ist ein Ausflug von besonderem Reiz, der sich zweifellos lohnt, denn hier erwartet euch eine der schönsten Rokoko-Perlen Thüringens.
Für das Schloss Heidecksburg und ganz besonders für das Corps de Logis, das ich euch in diesem Blogartikel vorstellen möchte, sind zwei historische Ereignisse ganz besonders wichtig. 1710 wurden die Grafen von Schwarzburg-Rudolstadt in den Reichsfürstenstand erhobenen. Damit verbunden war ein enormer Aufstieg in der Adelshierarchie, der mit einem erhöhten Bedürfnis nach Repräsentation einherging.
Ein zweites Ereignis sollte diesem Repräsentationsbedürfnis weiteren Aufschub verleihen: der verheerende Brand von 1735. Somit war ein Wiederaufbau notwendig, der zugleich aus dem alten Renaissanceschloss ein modernes und dem neuen Repräsentationsbedürfnis entsprechendes Barockschloss machen sollte. Kein geringerer als Johann Christoph Knöffel aus Dresden wurde mit der Planung beauftragt.
Für den Wiederaufbau des durch den Brand zerstörten Corps de Logis sieht Knöffel in der Beletage ein sog. Appartement double nach französischem Vorbild vor, das den neuesten Standards des Spätbarocks entspricht. Die geplante Raumfolge besteht aus zwei Appartements mit jeweils einem Vorzimmer, einem Haupt- bzw. Audienzsaal und einem Eckkabinett, die einen zweigeschossigen Rokoko-Festsaal in der Mitte zu beiden Seiten flankieren. Hofseitig sind die Appartements durch die Marmorgalerie verbunden.
Knöffel wird später aus verschiedenen Gründen von der Bauleitung abgelöst. Als Ersatz konnte der Rudolstädter Hof Gottfried Heinrich Krohne aus Weimar als neuen Baudirektor gewinnen. In der nur kurzen Zeit zwischen 1742 und 1750 lieferte Krohne die Entwürfe für die Gestaltung der Innenräume, die wir heute immer noch bewundern können. Mit einem geschwungen-heitereren Stil, der sich zwischen dem Rokoko in Süddeutschland und dem frederizianischen Rokoko in Brandenburg einordnen lässt.
Ein Rundgang durch das Corps de Logis
Der Festsaal
Dieses Rokoko-Juwel beeindruckt nicht nur durch seine großzügigen Dimensionen, sondern vor allem durch seine fröhlich-verspielte geschwungene Form. Die Entwürfe lieferte Gottfried Heinrich Krohne. Die kunstvolle Stuckierung schuf Jean Baptiste Pedrozzi, ein Künstler, der zuvor in Ottobeuren, Würzburg und Bayreuth tätig war. Das Deckengemälde zeigt eine Versammlung der olympischen Götter und wurde von Lorenz Deisinger gemalt.
Die rote Raumfolge
Eines der beiden Appartements im Corps de Logis von Schloss Heidecksburg ist die sog. rote Raumfolge mit dem prachtvoll ausgestatteten Audienzsaal. Er hat (wie fast alle Räume im Corps de Logis) seine spätbarocke Ausgestaltung bis heute erhalten und wirkt daher besonders authentisch. Der Saal entstand nach Entwürfen von Gottfried Heinrich Krohne unter Mitwirkung des Stukkateurs Jean Baptiste Pedrozzi und des Malers Lorenz Deisinger.
Im dazugehörigen Eckkabinett verrät der Alkoven die Nutzung des Raumes als Schlafzimmer. Auf diese Funktion verweist auch das Deckengemälde von Leopold Deisinger aus dem Jahre 1744, das die verliebte Mondgöttin Luna zeigt, die sich dem schlafenden Hirten Endymion nähert, um ihn zu küssen.
Die grüne Raumfolge
Die grüne Raumfolge kommt im Vergleich zu den übrigen Räumen etwas nüchterner daher, z.B. fehlen die Deckengemälde. Das liegt daran, dass sich Krohne bei der Übernahme der Bauleitung zunächst auf die Ausgestaltung des Festsaals und der roten Raumfolge konzentrierte. Sein Tod 1756 bedeutete eine weitere Zäsur. Erst unter Fürst Ludwig Günther II., der 1767 die Regierungsgeschäfte übernahm, wurden die Arbeiten an der bereits geplanten Ausgestaltung des Appartements fortgesetzt. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich bereits eine neue Künstlergeneration herausgebildet und der Klassizismus begann sich durchzusetzen.
Die Marmorgalerie und die Vorzimmer
Die hofseitige Marmorgalerie ist das Bindeglied zwischen den beiden Appartements und dient gleichzeitig als Vestibül für den Festsaal. Zwölf großformatige Landschaftsbilder mit exotisch gekleideten Personen schmücken die Wände. Der Fußboden ist mit Platten aus poliertem heimischen Schiefermarmor ausgestattet.
Das Vorzimmer zur roten Raumfolge, das sog. Weiße Zimmer, wurde 1795 in einem kühl-nüchternen klassizistischen Stil umgestaltet und hebt sich damit deutlich von der spätbarocken Ausstattung in den übrigen Räumen des Appartements ab.
Die Wandbekleidung im Vorzimmer zu den grünen Räumen, dem sog. Bänderzimmer, ist ein schönes Beispiel für den Übergang vom späten Rokoko zum Klassizismus. Im unteren Teil der bemalten Tapete finden sich abwechselnd Stilleben und Miniaturen. Oberhalb der umlaufenden Wandleuchter sind antikisierende Portraitmedaillons in Grisailletechnik zu sehen. Schleifen bekrönen die Portraits, von denen lange Bänder seitlich herabfallen.
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