Schloss und Park Branitz – ein Rundgang durch die Welt des Fürsten Pückler
„Der eigentlich oberste Landschaftsgärtner bin ich in der Tat selbst …“, schrieb Fürst Pückler 1863. Eine Lebenserfahrung, denn zu diesem Zeitpunkt arbeitete Pückler bereits seit fast zwanzig Jahren an seinem Alterswerk in Branitz in der Nähe von Cottbus. In diesem Beitrag möchte ich mit dir Schloss und Park Branitz erkunden und einen Rundgang durch Pücklers Lebenswelt machen.
Branitz erkunden: Der Landschaftspark
Gehen wir also auf eine Entdeckungsreise nach Branitz mit seinem Schloss und dem Landschaftspark.
Der Schwarze See
Wir haben den Park von Süden betreten. Das ist zwar nicht der Haupteingang in die Branitzer Erlebniswelt, es lohnt sich dennoch, den Park von dieser Seite zu betreten. Denn von dort gelangt man zunächst an den Schwarzen See.
Der Schwarze See ist ein Gewässer, das früher einmal der Dorfteich von Branitz war. Im See gibt es heute auf einer Insel ein kleines Schwanenhaus und vom sogenannten Fischbalkon kann man auch schon einen ersten Blick auf das Schloss erhaschen.
Rund um das Schloss
Am Schloss angekommen, fällt zunächst die umlaufende Terrasse auf, die von Pückler nachträglich zum alten Gutshaus hinzugefügt wurde. Denn 1845 entschied sich der Fürst, das verschuldete Gut im nahegelegenen Muskau zu verkaufen und in Branitz einen Neuanfang zu machen.
Die Terrasse bildet den idealen Übergang vom Schloss in den Park. Getreu nach Pücklers Motto, dass die Landschaft die Fortsetzung der Wohnräume im Grünen sei, verschmelzen auf diese Weise Schloss und Park ideal miteinander.
Wenn du zuerst auf die Terrasse und dann rund um das Schloss gehst, kannst du viele schöne Details in der unmittelbaren Nachbarschaft entdecken. Blühende Magnolienbäume im Frühling, gleich zwei Venusfiguren, ein vergoldetes Treppengitter sowie eine Greifentreppe gehören dazu.
Fotospots rund um das Branitzer Schloss
Östlich des Schlosses – auf der Morgenseite wie es so schön heißt – liegt der Pergolagarten mit einem halbrunden, weinberankten Laubengang. Pures Italienflair.
Wunderschön ist von hier aus der Blick auf die Eingangsseite des Schlosses mit einem dreiachsigen Mittelrisalit, der von einem Dreiecksgiebel bekrönt ist. Er trägt das Wappen von Pücklers Großvater, August Heinrich Graf von Pückler. Dem Erbauer des Schlosse von 1772. Das Wappen seines Enkels ist auf der Gartenseite zu bewundern.
Im Westteil des Parks
Im westlichen Teil des Parks befindet sich direkt am Schlossteich die einzige erhaltene Parklaube in der Pücklerschen Landschaft. Der Fürst widmete die Rosenlaube der damals berühmten Opernsängerin Henriette Sontag. In der Mitte der Laube steht die vergoldete Büste der Künstlerin, um die der Fürst vergeblich die Hand angehalten hatte. Angeblich soll hier auch der Lieblingshund Pücklers vergraben sein.
Von der Rosenlaube ist es nicht weit zum Blumensee. Dort liegt die Schlossgärtnerei mit der Baumuniversität. Hier züchtete der Fürst exotische Pflanzen, u.a. Ananas. Der Spaziergang hierhin lohnt, denn in der Gärtnerei kannst du auch die Baum-Maschine sehen. Das ist ein Gerät zum Verpflanzen ausgewachsener Bäume. Pückler hatte es zuvor in England studiert hatte. Zur Pückler-Ausstellung 2017 in Potsdam wurde der Pflanzwagen vor dem Schloss Babelsberg aufgestellt.
Das Oberhaus der Gärtnerei verwandelt sich übrigens im Sommer, wenn die Kübelpflanzen im Freien stehen, in ein idyllisches Parkcafé. Ist das nicht auch ein Grund für einen Spaziergang dorthin?
Wenn du durch den Park gehst, solltest du auf viele kleine Hinweise achten, die Pückler in die Landschaft eingebaut hat. Auf der Ägyptischen Brücke z.B. deuten Davidssterne im Brückengeländer auf eine der großen Weltreligionen hin. Weitere Hinweise auf die Weltreligionen gibt es in den Mondbergen oder auf dem Heiligen Berg.
Auch der Rennbahnhügel ist ein Hingucker. Dort befindet sich eine sechseckige Steinbank, über die nachträglich ein schilfgedeckter Sonnenschirm von Pücklers Nachfahren aufgestellt wurde. Eigentlich sollten hier Pferderennen stattfinden, die es vermutlich aber nie gab.
Der Pyramidensee bildet den Abschluss des Parks im Westen. Im Hügelgrab wurde Pückler bestattet. Und später dann auch seine Frau Lucie.
Branitz erkunden: Ein Rundgang durch das Schloss
Die Privaträume Pücklers: Bibliothek und Schlafkammer
Ich starte den Rundgang durch das Schloss mit der Bibliothek des Fürsten. Denn sie ist nicht nur der größte Raum dort, sondern auch das Herzstück in der Pücklerschen Welt.
Um diesen Raum zu schaffen, wurden die Zwischenwände von drei kleinen Barockzimmern entfernt und die beiden Kopffenster im rechten Gartenflügel geschlossen. Dadurch ist ein Mikrokosmos entstanden, der dank der heutigen detailreichen Ausstattung mit persönlichen Erinnerungstücken Pücklers einen plastischen Einblick in die Gedankenwelt des Fürsten vermittelt.
Rund 15.000 Bände waren einmal in diesem Raum gelagert. Eine Universalbibliothek, die Pückler von seinen Vorfahren geerbt hatte und systematisch erweiterte. Auch durch seine eigene publizistische Tätigkeit.
Ein Großteil des Buchbestandes ging nach 1945 kriegsbedingt verloren. Der heutige Bestand von ca. 4.200 Bänden bietet dennoch eine beachtliche Zahl an Büchern.
Unmittelbar angrenzend an die Bibliothek: die Schlafkammer. „Die schöne Melusine“, eine opulente Frauendarstellung, fällt hier sofort auf.
Nach der Nachtruhe hat der Fürst die morgendliche Toilette dann in einem kleinen Zimmer an der Ostseite vorgenommen. Mit Blick auf den Pergolagarten.
Frühstücks- und Speisezimmer
Für „vornehmen Besuch“ war das Frühstückszimmer bestimmt. Die in Violett gehaltene Wandbespannung aus Baumwolle und Seide und teilvergoldete Wandvertäfelungen verleihen dem Raum einen repräsentativen Charakter.
Eine zentrale Stellung im gesellschaftlichen Leben des Schlosses nahm das Speisezimmer ein. Nicht ohne Grund, denn der Fürst empfing fast täglich Gäste zum Essen.
Ein berühmter Gast fand sich z.B. am 25. Juli 1864 in Branitz ein: Königin Augusta von Preußen. Pückler bewirtete sie mit einem Zehn-Gang-Menü, zu dem zehn unterschiedliche alkoholische Getränke gereicht wurden. Für das Dessert wurde die Tafel extra neu eingedeckt. Die heutige Dekoration ist der Desserttafel nachempfunden.
Die Renaissanceanrichte aus Nussbaum bildete die Vorlage für die geschnitzten Wandvertäfelungen des Berliner Bildhauers Jakob Alberty. Der Speisetisch sowie die acht Stühle gehören zu den Kriegsverlusten und wurden neu angefertigt.
Musikzimmer
Der größte gesellschaftliche Raum des Schlosses ist das in Grün und Gold gehaltene Musikzimmer in der Mittelachse. Die Wanddekorationen stammen noch aus der Erbauungszeit von 1770. Der 1857 in einer Berliner Fabrik gefertigte Ofen zeigt Pücklers fürstliches Wappen.
Weitere Fotospots im Schloss
Infos zu Schloss und Park Branitz
Schloss und Park sind ganzjährig geöffnet. Der Eintritt kostet normal 6,50 €. Eine Fotoerlaubnis bekommst du für 3 €.
Wer den Branitzer Park besucht, sollte auch im Schlosspark von Babelsberg in Potsdam vorbeischauen. Denn der wurde ebenfalls von Pückler gestaltet und weist viele Parallelen zu Branitz auf. Einen ausführlichen Bericht mit vielen Bildern vom Babelsberger Park findest du hier.
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Guten Tag! Ich kenne Branitz leider noch nicht, wollte es schon immer einmal besuchen. Die Serie de Fotis ist geradezu phantastisch. Allerhöchster Genuss, der wohl nur noch durch die eigene Besichtigung übertroffen werden kann. Steht auf dem Programm.
Ich bin auf der Suche nach einem Motiv von den beiden Greifen auf die Spur der schönen Fotos gekommen. Ich beschäftige mich mit der Ikonografie des alten Peru und bereite gerade den dritten Band der „Götterbilder des alten Peru“ vor, er setzt sich mit dem hybriden Götterbild auseinander. Und dies wird geprägt von Felden und von der Harpyie, also im Prinzip vom Greifen wie in Branitz. Es gibt wenige überzeugende Skulpturen als Beispiele der hiesigen Geschichte. Gerne würde ich ein Foto dieses Greifen im zitierten Band 3 verwenden. Das Foto der angesprochenen Serie ist schon überzeugend. Unter welchen Bedingungen dürfte ich es ggf. verwenden? Es soll im kleinen Format, max ca. 5 x 8 cm im Ausschnitt, eine Spaltenbreite, verwendet werden. Vielleicht gibt es noch ein geeigneteres Foto?
Würde mich über Rückäußerung freuen. Beste Grüße, Uwe Carlson
mail@uwe-carlson.com http://www.uwe-carlson.com