Zwischen Schweidnitz und Breslau
Blick auf das Dorf Birkholz/Gruszów mit dem Herrenhaus

Auf Entdeckungsreise zwischen Schweidnitz und Breslau: In unserem neuen Blogbeitrag sind wir wieder in Polen in der Wojewodschaft Niederschlesien unterwegs und besuchen vier interessante Stationen in dieser Region.
Viel Spaß beim Lesen und bei der fotografischen Reise durch die Mitte Niederschlesiens!

1. Station: Birkholz/Gruszów

Zwischen Schweidnitz und Breslau
Schloss Birkholz

Schloss Birkholz/Palac Gruszów war unser erster Anlaufpunkt. Hier haben wir auch übernachtet, denn das Schloss liegt nur 4 km von Schweidnitz und 40 km von Breslau entfernt. Beide Orte standen auf der Liste unserer Ziele ganz oben. Schweidnitz wegen der Friedenskirche, die ein UNESCO-Weltkulturerbe ist. Und nicht zuletzt auch wegen der schönen Altstadt. Und Breslau sowieso.

Birkholz ist also ideal gelegen für eine Erkundungstour durch die Mitte Niederschlesiens.

Das Schloss

Ein versteckter Ort ist Birkholz. Weit weg vom Touristentrubel und trotzdem so nah dran an Breslau und den anderen touristischen Höhepunkten in der Umgebung.

Das Schloss ist eigentlich nur ein Herrenhaus. Dafür gibt es im Polnischen aber keinen Begriff. Also wird es Schloss bzw. Palac genannt. Und ein Hotel im herkömmlichen Sinn ist es eigentlich auch nicht, wie uns die Besitzer erzählen. Eher eine Privatresidenz mit Gästezimmern. Urlaub also im authentischen Ambiente eines Herrenhauses des 19. Jahrhunderts. Wir können es nur empfehlen!

Der Gutsbesitz in Birkholz wurde bis 1945 von der Familie von Dresky bewirtschaftet. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs erging es Birkholz wie vielen anderen Gütern im Osten: Flucht der Eigentümer vor der heranrückenden Roten Armee, dann Enteignung und anschließend die Kollektivierung. Und dann kam der Verfall.

Viel mehr Informationen gibt es eigentlich nicht, wie uns der Hausherr erzählt. Immerhin gibt das Haus auch einige Hinweise auf seine Vergangenheit preis. So lässt der Keller vermuten, dass an gleicher Stelle mal ein befestigtes Haus gestanden haben muss. Zamek ist der polnische Begriff dafür. Ein unterirdischer Gang in Richtung eines Brunnens im Park spricht für diese Theorie. Der Gang mag als Fluchtweg gedient haben.

Zwischen Schweidnitz und Breslau
Der Gästesalon des Schlosses

Die Räumlichkeiten

Die jetzigen Eigentümer haben das Herrenhaus 2006 erworben und liebevoll mit Blick auf viele kleine Details restauriert. Floraler Stuck an den Decken, historische Kachelöfen und stilisierende Möbel in den Gasträumen geben dem Inneren von Birkholz ein elegantes Ambiente. Hier fühlt man sich sofort wohl und in die Zeit der Entstehung um 1830 zurückversetzt.

Nachfolgend kommen ein paar bildliche Eindrücke von den Innenräumen in Birkholz. An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an Schloss Birkholz für die Gastfreundschaft. Es waren wunderschöne Tage.

2. Station: Schweidnitz/Świdnica

Nach Schweidnitz kommen die meisten Touristen ohne Zweifel wegen der Friedenskirche. Und die meisten von ihnen werden keinen Blick in die historische Altstadt geworfen haben. Was eigentlich schade ist, denn bei einem Rundgang über den Marktplatz gibt es einiges zu entdecken. Außerdem ist die Altstadt längst nicht so touristisch überlaufen wie Breslau etwa.

Die Altstadt

Das Zentrum der Altstadt von Schweidnitz ist der schön renovierte Marktplatz, Rynek genannt. An jeder Ecke gibt es einen barocken Brunnen. Einer davon ist der Neptunbrunnen, der auf der nordwestlichen Seite des Platzes steht.

Auf der westlichen Seite des barocken Rathauses ist der ehemalige Paradeplatz. Hier wurde 1908 ein Denkmal Friedrichs des Großen enthüllt, das bis August 1945 dort stand. Der Sockel des Denkmals steht übrigens heute im Zentralpark von Schweidnitz. Am südlichen Ende des Paradeplatzes befindet sich der schöne Atlasbrunnen und dahinter an der Fassade des Rathauses die Figur des Heiligen Nepomuk.

Die östliche Seite des Marktplatzes bildet den ehemaligen Buttermarkt. Auch hier stehen nördlich und südlich barocke Springbrunnen, die aber weniger imposant sind wie auf der Westseite.

Die Friedenskirche von Schweidnitz

Zwischen Schweidnitz und Breslau
Friedenskirche Schweidnitz

Die Friedenskirche ist mit Sicherheit die touristische Hauptattraktion von Schweidnitz. Die größte barocke Holzkirche Europas gehört seit 2001 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Die Kirche ist ein Zugeständnis von Kaiser Ferdinand III., der nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges dem Bau der evangelischen Friedenskirche zustimmte. Allerdings außerhalb der Stadtmauern und nur mit Holz, Sand, Lehm und Stroh gebaut. Auch die Auflage, dass die Kirche innerhalb eines Jahres zu bauen sein, war eher schikanös.

Der von aussen eher schlichte Fachwerkbau hat eine außergewöhnlich prunke barocke Ausstattung im Innern. Man kommt aus dem Staunen kaum heraus.

Der barocke Altar stammt aus dem Jahr 1752, dem 100jährigen Kirchenjubiläum. Ebenso wie der Altar ist auch die Kanzel barock, die 1728 eingebaut wurde. Die Orgel ist aus dem 17. Jahrhundert und wurde später mehrfach verändert.

Beeindruckend sind auch die Deckenausmalungen, die von zwei Schweidnitzer Malern angefertigt wurden und drei Jahre in Anspruch nahmen. Sie stellen biblische Szenen wie dem Jüngsten Gericht dar.

3. Station: Breslau/Wroclaw

Zwischen Schweidnitz und Breslau
Hilfe es brennt! Die Zwerge von Breslau

Für Breslau hatten wir leider nur einen Nachmittag Zeit. Das ist definitiv viel zu wenig! Mehr als ein Spaziergang über den Großen Ring, dem Marktplatz von Breslau, war daher nicht drin. Überall auf dem Platz sind übrigens kleine, lustige Bronzefiguren auf dem Boden – die Zwerge von Breslau.

Den Markt säumen viele schöne und restaurierte Bürgerhäuser unterschiedlicher Stilepochen. Auf der Westseite fällt sofort das Haus zur Goldenen Sonne auf, ein schönes und gut erhaltenes Barockhaus.

Anfang der 1990iger Jahre wurde auch das Haus Zu den sieben Kurfürsten restauriert. Ihm verdankt die Westseite auch den Namen Sieben-Kurfürsten-Seite.

Nach dem Marktplatz haben wir noch einen Blick in die Namen-Jesu-Kirche geworfen. Eine beeindruckende Barockkirche, die heute als Universitätskirche genutzt wird. Vor der Kirche befindet sich auch ein beliebter Treffpunkt in der Altstadt, der Fechterbrunnen von 1904. Leider kommt es immer wieder vor, dass das Florett in der rechten Hand des nackten Jünglings entwendet wird – wie bei unserem Besuch in Breslau.

4. Station: Schlösser und Herrenhäuser zwischen Schweidnitz und Breslau

Kreisau/Krzyżowa: Das Gut in Kreisau wurde vor allem durch die Familie von Moltke bekannt. Der preußische Generalfeldmarschall erwarb das Gut als Alterssitz. 1941 und 1942 traf sich hier der Kreisauer Kreis, eine Widerstandsgruppe gegen Hitler. Heute ist in Kreisau eine internationale Jugendbegegnungsstätte, die auf die Initiative von Helmut Kohl und Tadeusz Mazowiecki zurückgeht.

Schloss Rohnstock/Roztoka: Nicht öffentlich und versteckt hinter Bäumen liegt Schloss Rohnstock. Der Barockbau von 1720 war im Besitz der Grafen von Hochberg. Zur Berühmtheit gelangte das Schloss 1745, als Friedrich der Große vor der Schlacht bei Hohenfriedberg im Zweiten Schlesischen Krieg hier übernachtete. Am nächsten Tag ließ er sich die erbeuteten Fahnen von den Österreichern im Schlosshof präsentieren. Kaiser Wilhelm I. war ein weiterer prominenter Gast im Schloss. Auf die weitere Entwicklung dürfen wir gespannt sein.

Schloss Peterwitz/Piotrowice Świdnickie: Das schöne Renaissanceschloss stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist malerisch von einem Burggraben umgeben. Erste Sicherungsarbeiten am Gebäude sind erfolgt und der heutige Besitzer hat einige Pläne für die weitere Entwicklung.

Schloss Muhrau/Palac Morawa: Das neoklassizistische Herrenhaus mit Stilelementen der Renaissance in der Nähe von Striegau ist ein guter Ort für die Versöhnung nach Krieg und Vertreibung. Melitta Sallai, die 1992 in ihr Geburtshaus in Niederschlesien zurückgekehrt ist, gründete dort einen Kindergarten für benachteiligte Familien. Die andere Hälfte des Hauses wird heute als Hotel genutzt.

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