Vizcaya Museum
Das Vizcaya Museum in Miami vom Wasser aus gesehen

Gibt es Rokoko in Florida? Aber ja! Und das zeige ich in diesem Beitrag über die Villa Vizcaya in Miami, Florida – das heutige Vizcaya Museum. Die Villa war einst die Winterresidenz des amerikanischen Industriellen James Deering. Für mich am überraschendsten: Das Haus wurde im sogenannten Mediterranean Revival Stil erbaut und verbindet Elemente der italienischen Renaissance mit barocken Ornamenten. Aufregend! Baubeginn war 1912, an Weihnachten 1916 konnte James Deering einziehen. Lasst euch überraschen bei einem Rundgang durch dieses außergewöhnliche Museum.

Vizcaya Museum
Der Gesellschaftssalon im Rokoko-Stil: Wer hätte das in Miami gedacht?

Der Gesellschaftssalon

Gibt es Rokoko in Florida? Ja, gibt es! Hier im Vizcaya Museum im Gesellschaftssalon (reception room) des Hauses. Es ist einer der Räume im Erdgeschoss rund um den Innenhof, der direkt vom Vestibül aus erreicht werden kann. Der Entwurf für diesen Raum sowie für alle anderen Innenräume stammt von Paul Chalfin, einem Künstler aus New York.

Was ist besonders an diesem Raum? Einige europäische Originalstücke aus dem 18. Jahrhundert befinden sich hier. Dazu gehört eine Uhr von 1750, die ihr auf dem zweiten Bild unten sehen könnt. Paul Chalfin erwarb sie 1913 in Rom für die Villa Vizcaya. Oder der vergoldete Kronleuchter, der aber ursprünglich in einem anderen Raum hing.

Trotz aller europäischen Reminiszenzen gibt es deutliche Bezüge zu Florida. Ihr könnt sie entdecken, wenn ihr euch die Tapete mal genauer anschaut.

Vizcaya Museum
James Deerings Wohnzimmer: hier haben auch der Papst Johannis Paul II. und Ronald Reagan gesessen

Das Wohnzimmer

Das Wohnzimmer (living room) von James Deering in Vizcaya trägt aus naheliegenden Gründen den Namen Renaissance-Zimmer. Zu den Einrichtungsgegenständen gehört ein Wandteppich aus Belgien, der um 1600 entstanden ist. Er zeigt die erste der zwölf Herkulesaufgaben, in der der griechische Held den unverwundbaren Nemeischen Löwen töten muss.

Eine weitere Besonderheit ist der Marmorkamin, den James Deering aus einem französischen Schloss ankaufen ließ. Paul Chalfin, der für die künstlerische Ausgestaltung von Vizcaya zuständig war, fand den Kamin jedoch zu klein für den Raum und ließ daher noch einen zweiteiligen Aufsatz hinzufügen.

Und noch eine interessante Info: im September 1987 trafen sich in diesem Raum der damalige amerikanische Präsident Ronald Reagan und Papst Johannis Paul II.

Das Musikzimmer

Und hier ist der nächste Höhepunkt des Vizkaya-Museums – das Musikzimmer. Es ist ein relativ kleiner Raum, aber ein weiteres Rokokozimmer voller wunderbarer Details. James Deering soll die Spiegel und die geschnitzten und vergoldeten Wandpaneele aus einem Schloss in Italien gekauft haben. Die genaue Herkunft ist jedoch ungewiss. Relativ sicher ist hingegen, dass niemand auf den hier ausgestellten Musikinstrumenten gespielt hat. Deering ließ sie nur aufstellen, um seine Gäste zu beeindrucken. In der Mitte des Raumes steht eine Harfe aus der Werkstatt eines französischen Instrumentenbauers, der auch Marie Antoinette beliefert haben soll.

Die Loggias

Hier zeige ich euch die sog. Enclosed Loggia im Erdgeschoss des Flügels, der direkt in den Garten von Vizcaya übergeht. Eine zweite Loggia gibt es im Flügel, der der Key Biscayne zugewandt ist.

Die geschlossene Loggia ist ganz im neoklassizistischen Stil gehalten, was an sich schon sehr schön ist. Aber das ist noch nicht alles, denn an den Wänden sind Architekturmalereien neapolitanischer Künstler aus dem 18. Jahrhundert zu sehen.

In der Loggia sollen einst kunstvoll geschnitzte Sofas und Stühle in Weiß und Gold gestanden haben, von denen aus James Deering und seine Gäste in den Wintermonaten den herrlichen Garten bewundern konnten. Die verglaste Gartenfront der Loggia schützte die Gäste in den Wintermonaten vor der kühlen Meeresbrise.

Die Räume im Obergeschoss

Das Frühstückszimmer

Das Frühstückszimmer befindet sich im Obergeschoss der Villa Vizcaya, wo auch die Gästezimmer und das Schlafzimmer von James Deering sind. Für meinen Geschmack ist es einer der interessantesten Räume in Vizcaya. Schaut euch nur die Wandmalerei an. Man könnte meinen, sie sei für diesen Raum gemalt worden. Aber in Wirklichkeit stammt sie aus dem 18. Jahrhundert und wurde in den Raum eingepasst. Auch die beiden großen Terrakottafiguren an der Fensterfront sind ein Produkt der Chinamode des 18. Jahrhunderts. Echte chinesische Produkte sind dagegen zwei große Vasen aus der Ming-Dynastie und zwei Figuren chinesischer Gottheiten.

Das Wohnzimmer

James Deerings privateres Wohnzimmer (sitting room) befindet sich im Obergeschoss von Vizcaya. Auch in diesem Raum gibt es einige Besonderheiten. Der Teppich stammt im Kern aus dem 18. Jahrhundert, war aber für das Zimmer zu klein und wurde deshalb durch Hinzufügen von Teilen vergrößert. Interessant ist auch der Paravent im hinteren Teil des Raumes, auf dem symbolisch die Entdeckung Amerikas dargestellt ist. Ein Schiff legt an und Details wie Palmen und Krokodile zeigen, dass es sich um Florida handelt.

Die Gästezimmer

Für James Deerings Gäste, die in der Regel für vier Wochen in die Villa Vizkaya kamen, standen im Obergeschoss mehrere Zimmer zur Verfügung. Dort befindet sich auch Deerings eigenes Schlafzimmer (Bild 3 in der folgenden Galerie).

Alle Zimmer sind individuell eingerichtet und tragen außergewöhnliche Namen wie Galleon, Caravel, Cathay oder Espagnolette, um nur einige zu nennen. Cathey (der alte Name für China) und Espagnolette (Bilder 1 und 2) haben mir am besten gefallen.

Wenn euch der Beitrag gefallen hat, freue ich mich wie immer über ein Like oder einen Kommentar. Oder schaut euch diesen Beitrag auf meinem Blog zu den Winterresidenzen in Florida an.

Hilfreiche (aktuelle) Tipps zur Vorbereitung eures Besuchs im Vizcaya-Museum findet auf der Homepage des Museums.

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