Caputh: Das Kurfürstliche Schloss in der Potsdamer Kulturlandschaft
Es ist Herbst! Ja! Und in dieser Jahreszeit – ganz besonders, wenn es ein Goldener Herbst ist – fahre ich immer wieder gerne in die Gegend rund um den Schwielowsee oder den Templiner See, die beide in der Nähe von Potsdam liegen. Die Zeiten werden dann ruhiger. Die meisten Sommergäste haben die zahlreichen Hotels und Ferienwohnungen rund um die beiden Seen verlassen und die Landschaft findet wieder zurück zu sich selbst. Die beste Zeit also, wie ich finde, eines der von den vielen lohnenswerten Ziele in der Potsdamer Kulturlandschaft anzusteuern. In diesem Blogbeitrag möchte ich mit euch Schloss Caputh erkunden.
Die Geschichte des Schlosses Caputh
Die Geschichte der frühbarocken Anlage in Caputh ist wechselvoll. Es ist die einzige heute noch bestehende Schlossanlage aus der Zeit des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm in Brandenburg. Und es ist noch fast vollständig im Originalzustand erhalten.
Der Große Kurfürst erwirbt das Anwesen am Templiner See 1671 und schenkt es seiner zweiten Ehefrau, der Kurfürstin Dorothea von Brandenburg, die dem Landhaus seine heutige Gestalt gibt und kostbar einrichtet.
Bis Friedrich II. nutzen die preußischen Könige das Haus durchweg als Lust- und Jagdschloss. Sogar der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., der sonst den einst umfangreichen Immobilienbesitz seines Vaters aus Gründen der Sparsamkeit lieber verpachtete.
In der Hofhaltung in Caputh war das Dreikönigstreffen am 8. Juli 1709 zweifellos ein glanzvoller Höhepunkt. Friedrich I. von Preußen, Friedrich IV. von Dänemark und August der Starke von Sachsen trafen sich, um eine Allianz gegen die Schweden zu schmieden. Während dieses Treffens besuchten sie auch das Schloss in Caputh.
Ein Gemälde im Porzellankabinett auf dem die drei Könige zu sehen sind erinnert an das Treffen. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten konnte das Bild vor einigen Jahren aus dem Nachlass von Andy Warhol erwerben.
Erst mit Friedrich II. verliert sich das Interesse der Krone an der Sommerresidenz. Sanssouci in Potsdam lief Caputh den Rang ab.
Schloss Caputh wird an Gewerbetreibende verpachtet, die dort eine Färberei und eine Weberei einrichten. 1820 kam das Anwesen dann in Privatbesitz. Im Zuge der Bodenreform wurde der Besitz 1945 enteignet und diente fortan als berufsbildende Einrichtung.
Die Renaissance als Schloss erfolgte 1995, als die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten mit umfangreichen Restaurierungsarbeiten begann. Seit 1998 ist das Schloss wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.
Die Innenräume von Schloss Caputh
Schloss Caputh erkunden heisst auch einen Rundgang durch die Innenräume zu machen. Was ich auch unbedingt empfehle.
Die Besichtigung des Schlosses beginnt im Vorzimmer der Kurfürstin Dorothea, das anschließend in ihr Schlafgemach führt. Vom Schlafgemach der Kurfürstin führt der Rundgang in einem Abstecher ins Porzellankabinett.
Die Räume der Kurfürstin
Da Porzellan zu den wertvollsten Gütern in der damaligen Zeit zählte, durfte die teure Importware aus China auch in der kurfürstlichen Sommerresidenz nicht fehlen. Kurfürstin Dorothea richtete für ihre Sammlung dafür ein eigenes Kabinett ein.
Dem Porzellankabinett folgt die Bildergalerie im Rundgang. In diesem Raum wird wieder mal deutlich, dass im Barock viel gesammelt wurde. Nicht nur Gemälde, sondern eigentlich alles. Korallen, Muscheln, seltene Steine – eben Dinge, die zu den exotischsten in dieser Zeit zählten. Das war auch in Caputh nicht anders. Ein Schauschrank in der Bildergalerie zeugt von dieser barocken Sammelleidenschaft.
Aber auch Uhren unterlagen der Sammelleidenschaft der Kurfürstin. Ein ungewöhnliches Exemplar ihrer Sammlung steht noch heute in der Bildergalerie. Diese Uhr liegt auf einer geschnitzten und vergoldeten schiefen Ebene und rollt im Laufe des Tages von oben nach unten. Hier dreht sich das Zifferblatt und nicht der Stundenzeiger.
Die nächste Station im Rundgang ist der Festsaal von Schloss Caputh. Ein Höhepunkt in der Besichtigung der Räumlichkeiten. Der hohe Raum wurde als Fest- und Speisesaal genutzt. Vor dem Kamin stehen zwei prächtige Guéridons, also Tischchen für Kerzenhalter. Sie gehörten einst zur Originalausstattung des Stadtschlosses in Potsdam und standen dort in der Wohnung des ersten preußischen Königs Friedrich I.
Die Räume des Großen Kurfürsten
Dem Festsaal schließen sich die Räume des Großen Kurfürsten an. Sie sind weniger spektakulär ausgestattet als die der Kurfürstin. Ein Raum wird heute vom Standesamt Caputh für Hochzeiten genutzt.
Eine Ausnahme ist das Vorzimmers des Kurfürsten. Denn hier ist erstmals wieder zusammenhängend die Galerie mit Bildnissen von zwölf römischen Cäsaren ausgestellt. Vor der Wende war die Porträtsammlung zerrissen und auf die beiden deutschen Staaten verteilt.
Die ausdrucksstarken Kaiserportraits stammen aus dem 17. Jahrhundert. Gemalt wurden sie von verschiedenen holländischen Malern auf der Grundlage von antiken Beschreibungen. Den Reigen auf dem folgenden Bild beginnt Kaiser Nero. Ganz rechts ist Kaiser Vespasian zu sehen.
Der Fliesensaal
Der Fliesensaal im Erdgeschoss und die Jagdleidenschaft mögen der Grund dafür gewesen sein, dass der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. Schloss Caputh nicht wie so viele andere vom seinem Vater Friedrich I. übernommenen Schlösser aus Gründen der Sparsamkeit verpachtet hat.
Jedenfalls lässt er um 1720 in Caputh im Kellergeschoss einen Speisesaal für seine Jagdgesellschaften einrichten. Der Raum ist mit ca. 7.500 blau-weißen holländischen Fayencefliesen ausgestattet. Sie verleihen dem Raum die kühle Atmosphäre einer Grotte.
Barocker Deckenschmuck im Schloss
Aus der Entstehungszeit des Hauses sind mehrere Deckengemälde im Original erhalten. So im Vorzimmer und im Schlafgemach der Kurfürstin Dorothea, im Porzellankabinett und im Festsaal oder in den Räumen des Kurfürsten. Besonders beeindruckend fand ich den Deckenschmuck im Porzellankabinett mit dem reichen Akanthusschmuck.
Dargestellt ist die bekrönte und auf Wolken thronende Borussia als Personifizierung Brandenburgs-Preußens. Die ihr zu Füßen gelegten Attribute symbolisieren Macht und Reichtum. Ebenso stehen die Künste für das Wiedererstarken Brandenburg-Preußens nach dem Dreißigjährigen Krieg.
Sehr schön im Einklang mit der goldenen Herbststimmung vor der Tür, gibt es auch hier viel Gold vor einem blauen „Himmel“.
Im Festsaal des Schlosses ist Minerva als Beschützerin der Künste und Wissenschaften dargestellt. Kämpferisch vertreibt sie die Dummheit in Form des Teufels.
Hier endet nun der Rundgang durch Schloss und Park von Caputh. Nach den wunderbaren Eindrücken der Besichtigung des Schlosses boten sich im Park ebenso wunderbare Anblicke der Natur im Herbstfarbenzauber.
Tipps für den Besuch von Schloss Caputh
Öffnungszeiten: Das Schloss ist von April – Dezember geöffnet. Im Sommer von 10 – 18 Uhr. Im Winter schließt das Schloss um 17 Uhr. Genaue Öffnungszeiten bitte der Website des Schlosses entnehmen.
Wichtig: Besichtigungen sind nur im Rahmen einer Führung möglich. Die Führung dauert ca. 50 Minuten.
Preise: 6€/5€. Fotoerlaubnis: 3€
Anreise: Am besten individuell mit dem Fahrrad oder Auto. Parkplätze sind vorhanden.
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Lieber Frank, Danke für Ihren wunderschönen Blog. Werde mit Freude weiter alles verfolgen. Es grüßt Sie Rosl Luise Schiffmann
Vielen lieben Dank, das freut mich wirklich sehr!!
Viel Grüße