In diesem Beitrag sind wir im Nordosten von Sachsen-Anhalt und zugleich im westlichen Ausläufer des Flämings unterwegs. Unser Ziel ist das Jerichower Land. Der Landkreis, den wir in diesem Beitrag erkunden möchten.

Blick vom Bergfried in Loburg auf das Jerichower Land

Gleich zu Beginn unserer Erkundungstour erwartet uns eine erste Überraschung. Denn es wird uns nicht ohne Stolz berichtet, dass die Stadt Möckern unter den 100 größten Städten Deutschlands den vierten Platz belegt. Flächenmäßig wohlgemerkt! Die Einwohnerzahl ist mit 14.000 Einwohnern dann doch eher gering. Dünn besiedelt also, aber dennoch besonders reizvoll. „Wenig Einwohner, aber sexy“ … würde man wohl in Berlin sagen.

Möckern

Schloss und Schlosspark

Wir starten die Erkundungstour durch das Jerichower Land in Möckern. Dort gibt es einige interessante Sehenswürdigkeiten zu entdecken.

Das zentral in der Ortschaft gelegene Schloss mit Park stammt aus dem 18. Jahrhundert. Die Adelsfamilie vom Hagen – die letzten Besitzer vor 1945 – ließen das Schloss 1863 im heute noch erkennbaren Neugotischen Stil umbauen. Ein Bergfried an der Rückseite des Schlosses erinnert daran, dass im Mittelalter an gleicher Stelle eine befestigte Burg stand. Heute sind die gräflichen Zeiten längst vorbei und in den Räumen werden Kinder in einer Grundschule unterrichtet.

Der 11ha große Schlosspark lädt zu ausgiebigen Spaziergängen ein. Sehenswert sind der Burggraben und Reste der Stadtmauer. Bei unserem Rundgang stoßen wir außerdem auf ein klassizistisches Teehaus sowie ein Mausoleum für die 1907 verstorbene Gräfin Erika vom Hagen.

Rathaus und Marktplatz

Das Rathaus und der dreiecksförmige Marktplatz bilden den Verwaltungsmittelpunkt der Stadt Möckern. Ein bekrönter Frauenkopf auf einer Säule vor dem Rathaus – die Stadtkönigin – symbolisiert mit den Handwerkern auf der Krone das wirtschaftliche Leben der Stadt. Die Skulptur wurde 1995 – 100 Jahre nach der Errichtung des neuen Rathauses – aufgestellt.

Der Grätzer Torturm, die Alte Pfarre sowie das ehemalige Stadtrichterhaus sind weitere historische Gebäude in der Stadt, die auf euren Besuch warten.

Heimatstube 1813

Zum Schauplatz der neueren Geschichte wird Möckern in den Befreiungskriegen von 1813, als preußische Truppen in den Gefechten von Möckern die aus Richtung Magdeburg anmarschierenden Franzosen auf ihrem Weg nach Berlin zurückdrängen. Die Heimatstube 1813 im Bergfried des Schlosses erinnert an diese Gefechte mit z.T. originalen Uniformen, Waffen oder Münzen aus der Zeit. Sehr empfehlenswert!

Im Museum erfahren wir ebenfalls, dass Geschichtsbegeisterte im Schlosspark regelmäßig historische Biwaks abhalten und dabei die Gefechte von 1813 im Livespiel nachstellen. Ihr könnt euch aber auch in der Heimatstube einen Überblick von den Kampfhandlungen anhand eines imposanten Dioramas verschaffen. Dargestellt werden die Kampfhandlungen bei Vehlitz.

Führungen durch die Heimatstube werden regelmäßig angeboten und vermitteln einen lebendigen Eindruck von den Ereignissen der damaligen Zeit.

Loburg

Burg Loburg

Jerichower Land
Loburger Burg

Wer von Möckern kommend nach Loburg fährt, erkennt schon von weitem den Bergfried der dortigen Burganlage auf einem kleinen Hügel.

Der 27 m hohe Turm aus dem 12. Jahrhundert ist seit 2005 wieder begehbar. Besucher, die einmal die 144 Stufen der Wendeltreppe erklommen haben, werden belohnt. Denn von dort oben können sie den herrlichen Blick über das Jerichower Land genießen.

Der Förderverein der Burg – der Loburger Weg e.V. – hatte 2015 zur 1050igsten Jahrfeier der Stadt die schöne Idee, 1050 Kaffeekannen zu sammeln. Die Idee gefiel und letztendlich kamen mehr als 1050 Kannen zusammen. Für die Ausstellung dieser enormen Sammlung sanierte der Verein in 2000h Eigenarbeit vier Räume im Haupthaus der Burg.

Exakt ausgerichtet stehen die Kannen dort auf den Regalen und vermitteln einen Eindruck von der Zeit, als der Kaffee noch mit der Hand gebrüht wurde und zur Kaffeetafel noch eine Kanne gehörte. 

Aber nicht nur Kaffekannen gibt es auf der Burg zu bestaunen. Auf dem Dachboden des Hauses haben die Mitglieder des Fördervereins zudem zahlreiche Alltagsgegenstände aus zwei Jahrhunderten zusammengetragen. Zu sehen sind z.B. ein Schrankbett, wie es im letzten Jahrhundert gebräuchlich war. Oder Spielzeug aus der DDR-Zeit. Beide Exponate kommen in den Führungen übrigens besonders gut bei Kindern an.

Der Initiative des Fördervereins ist es auch zu verdanken, dass die für das Jerichower Land typische Flämingtracht rekonstruiert werden konnte. Auch sie ist Teil der Ausstellung. Führungen durch die Burg mit der Ausstellung werden nach Anmeldung regelmäßig angeboten. Es lohnt sich!

Jerichower Land
Eingang zur Burg Loburg

Rittergut von Barby und St. Laurentius Kirche

Eine weitere Attraktion in Loburg ist das Rittergut von Barby mit Gutsküche und Barbycafé. Der Kuchen wird hier selbst gebacken und ist der beste weit und breit.

Bogislav von Barby war der letzte Gutsherr auf dem Rittergut, bis er im November 1945 enteignet und vertrieben wurde. Sein Enkel kaufte das Gut schließlich zurück und eröffnete dort nach umfangreicher Sanierung im April 2018 einen Erlebnishof.

Jerichower Land
Barbycafé in Loburg

Gleich neben dem Rittergut liegt die St. Laurentius Kirche mit einem romanischem Kirchturm und Renaissancegiebeln. Das Alte Pfarrhaus – ein schönes Fachwerkhaus – gehört zum Ensemble. Unbedingt einen Abstecher dorthin machen!

In der Kirche ist das wertvollste Stück die Kahrlingorgel. Eine der bedeutendsten Barockorgeln in Norddeutschland. Nach einer umfassenden Sanierung hat die Orgel nicht nur wieder ihren alten Klang zurückbekommen, sondern erstrahlt auch äußerlich in neuem Glanz.

Magdeburgerforth

Von Loburg fahren wir weiter nach Magdeburgerforth. Unser Ziel ist der dortige Museumsbahnhof.

Im September 2000 gründeten Eisenbahnfreunde aus Potsdam, Magdeburg und dem Jerichower Land einen Verein, um die ehemalige Kleinbahn des Kreises Jerichow I neuzubeleben. Eine in den Jahren 1896 bis 1903 errichtete Schmalspurbahn, die im Landkreis einst über ein umfangreiches Schienennetz verfügte.

Jerichower Land
Museumsbahnhof Magdeburgerforth

Die Bahn wurde nicht nur für den Güterverkehr genutzt. Pendler und Ausflügler nutzten sie bis zur Stilllegung des Bahnverkehrs in den 1960iger Jahren gleichermaßen. 

Bis heute hat der Traditionsverein einige Kilometer zwischen Magdeburgerforth und Altengrabow wiedererrichtet. Zu den regelmäßig stattfindenden Bahnhofsfesten und an anderen ausgewählten Fahrtagen können die Eisenbahnfreunde damit Ausfahrten auf der (neuen) alten Strecke anbieten. Eine alte Bahntradition im Jerichower Land ist damit dank des Fördervereins zu neuem Leben erweckt worden.

Fazit: Das Jerichower Land im Westen des Flämings ist ein touristisch noch relativ unbekannter Landkreis. Er bietet aber viele Überraschungen und Sehenswürdigkeiten. Es lohnt sich also unbedingt, dort mal vorbeizuschauen. 

Wenn ihr Lust auf weitere Erkundungen im Fläming habt, dann schaut doch mal hier vorbei: Schlösserhopping im Fläming | Burg Ziesar und Umgebung | Schloss Stülpe


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