Das Residenzschloss Rastatt in Baden-Württemberg ist ein bedeutendes Barockschloss und das älteste, im Original erhaltene barocke Residenzschloss am Oberrhein. Es wurde zwischen 1698 und 1707 unter Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, der aufgrund seiner militärischen Erfolge in den Türkenkriegen auch als Türken-Louis bekannt war, nach französischen Vorbildern erbaut. Nach dem Pfälzischen Erbfolgekrieg und seiner lukrativen Hochzeit mit Sibylla Augusta von Sachsen-Lauenburg entschied sich Ludwig Wilhelm, eine neue Residenz zu errichten. Mit dem Bau beauftragte der Markgraf den Architekten Domenico Egidio Rossi, der zuvor in Prag und Wien tätig war.

Ich möchte an dieser Stelle den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg ganz herzlich für die Einladung zum Rundgang durch das Schloss danken und den Mitarbeitern des Schlosses für die tolle und sehr informative Führung.

Schloss Rastatt
Im Ehrenhof vom Residenzschloss Rastatt

Das Vestibül

Im Vestibül startet der Rundgang durch das Schloss. Von hier aus geht es weiter zum Ahnensaal und zu den Appartements des Markgrafen und der Markgräfin.

Besonders bemerkenswert im Vestibül ist der barocke Stuck von Giovanni Battista Artario, der Markgraf Ludwig Wilhelm für seine Erfolge im Kampf gegen die Türken ehrt. Im Jahr 1747 ließ Markgraf Ludwig Georg die frühbarocke Dekoration von Johannes Schütz, einem Vertreter der Wessobrunner Schule aus Bayern (siehe Wieskirche oder Kempten), mit fließenden Formen im Rokokostil ergänzen, was im Vestibül besonders gut zur Geltung kommt.

Im Vestibül seht ihr auch die originale Figur des Jupiters (ihr kennt ihn sicherlich als Zeus), der einst vom Dach aus Blitze in Richtung Frankreich schleuderte, denn die Markgrafschaft litt besonders unter Ludwig XIV. und dem Pfälzischen Erbfolgekrieg. Heute steht eine Kopie, der „Goldene Mann“, auf dem Dach des Schlosses.

Der Ahnensaal

Auf den Bildern seht ihr den Ahnensaal mit Bildnissen von Vorfahren des Markgrafen Ludwig Wilhelms und seiner Frau Sibylla Augusta sowie verschiedene Markgrafen von Baden aus der Zeit, als die Markgrafschaft noch nicht in die Linien Baden-Baden und Baden-Durlach aufgeteilt war. Vor allem aber diente der Saal der Verherrlichung Ludwig Wilhelms, der sich unter dem Namen „Türkenlouis“ in den Türkenkriegen als Feldherr große Verdienste erworben hatte. Davon zeugen z.B. die von Giovanni Battista Artario stuckierten gefesselten Türken über den Pilastern aus Stuckmarmor sowie die Kriegstrophäen über ihnen.

Das Appartement des Markgrafen

Vorzimmer und Audienzzimmer

Mit dem Vorzimmer beginnt im Appartement des Markgrafen eine Raumfolge, deren Ausstattung sich von Raum zu Raum steigert. Wandteppiche mit Kriegsszenen weisen auf den erfolgreichen Feldherrn Ludwig Wilhelm hin. Die Tapisserien entstanden um 1700 in Brüssel. Die Deckengemälde in den beiden Räumen stammen von Paolo Manni. Im Vorzimmer ist die Nacht zu sehen und im Audienzimmer vertreibt der Tag in Gestalt Apolls die Mondgöttin Luna. Wer genau hinschaut, wird den Halbmond auf ihrem Kopf erkennen, der die besiegten Osmanen symbolisiert. 

Residenzschloss Rastatt
Deckenfresko „Die Nacht“ im Vorzimmer

Residenzschloss Rastatt
Deckenfresko „Der Tag“ im Audienzimmer

Das Prunkschlafzimmer

Das Prunkschlafzimmer des Markgrafen mit den imposanten Deckenstuckaturen von Giovanni Battista Artario bildet den Höhepunkt im Staatsappartement des Markgrafen. Allerdings war das Schlafzimmer – anders als nach seinem Vorbild in Versailles – nicht öffentlich zugänglich, sondern durfte nur von ausgewählten Personen betreten werden. Das Paradebett im Alkoven ist nachgebaut und mit Behängen des 18. Jahrhunderts versehen. Das Deckenfresko von Paolo Manni zeigt die Allegorie des Winters.

Porzellankabinett und Schreibkabinett

Das Porzellankabinett bildet den Höhepunkt im Appartement des Markgrafen und war der ideale Ort für vertrauliche Gespräche. Auf den Wandkonsolen stehen zahlreiche Gefäße aus Fayence, Porzellan und Rubinglas, deren Zahl durch Spiegel optisch noch gesteigert wird. Besonders eindrucksvoll ist auch die Decke mit üppigem Blumendekor und gemaltem und echtem Stuckdekor.

Das hinter dem Porzellankabinett gelegene Schreibkabinett ist ein Raum mit historischer Bedeutung, denn hier unterzeichneten der französische Feldmarschall Villars und Prinz Eugen von Savoyen als Vertreter Österreichs den Rastatter Frieden zwischen Frankreich und Österreich.

Das Appartement der Markgräfin

Vorzimmer und Audienzzimmer

Ebenso wie im Appartement des Markgrafen beginnt die Raumfolge der Markgräfin mit einem Vorzimmer, dem das Audienzzimmer folgt. Die Deckengemälde wurden von einer Bologneser Künstlergruppe geschaffen und sind noch beeindruckender als die in der Raumfolge des Markgrafen. Die zentralen Deckenbilder werden jeweils von einer illusionistisch gemalten Scheinarchitekur umrahmt, wie auch die Figuren und Schmuckelemente aus Stuck in den Ecken. Die Porträts im Audienzzimmer stammen vom Wiener Hofmaler Frans van Stampart und zeigen die drei erwachsenen Kinder des markgräflichen Paares. 

Residenzschloss Rastatt
Deckenfresko „Die Erziehung des Herkules“ im Audienzzimmer mit gemalter Scheinarchitektur als Rahmen

Das Prunkschlafzimmer

Das Prunkschlafzimmer im Appartement der Markgräfin bildet ebenso wie beim Markgrafen den Höhepunkt in der Raumfolge.  Die vergoldete Stuckfigur des Hypnos, des Gottes des Schlafes, an der Decke des Alkovens verweist auf die Funktion des Raumes. Das heute im Raum stehende Bett wurde vermutlich um 1720 in Italien oder Frankreich gefertigt. Besonders beeindruckend fand ich die aus Holz und Elfenbein geschnitzte Figur des Abraham, der von einem Engel davon abgehalten wird, seinen Sohn Isaak zu opfern.

Das Miniaturenkabinett

Im Miniaturenkabinett befanden sich einst ganz unterschiedliche Miniaturbilder, die in geschnitzten Rahmen an den Wänden hingen und größtenteils mit Wasserfarben auf Pergament gemalt waren. Ein Teil dieser Miniaturen konnte samt der Rahmen restauriert werden. Sehr schön ist auch die Decke, an der Malerei und Stuck zu einer Einheit verschmelzen.

Die Schlosskirche

Zum Abschluss unseres Rundgangs hatten wir auch noch die Gelegenheit die Schlosskirche zu besichtigen. Sie entstand bis 1723 im Auftrag von Sibylla Augusta von Baden-Baden. Die unter der Leitung von Franz Pfleger im Rokokostil entstandene Innenausstattung ist besonders aufwändig. Den Hochaltar flankieren Alabastersäulen, die innen hohl und beleuchtbar sind. Die Pilaster an den Wänden sind mit originalen Textilbehängen aus Seidenmoiré versehen und die Decke zeigt die Auffindung des Heiligen Kreuzes durch die Heilige Helena, die Mutter des Kaisers Konstantin. Die Textilbehänge konnten dem jeweiligen Anlass entsprechend ausgetauscht werden.

Tipps für euren Besuch im Residenzschloss Rastatt

Für Informationen zu den Öffnungszeiten, Eintrittspreisen, Führungen und Veranstaltungen besuchst du am besten die offizielle Homepage des Residenzschlosses. Neben den Schlossräumen kannst du auch zwei weitere Museen im Haus besichtigen: das Wehrgeschichtliche Museum und die Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte. Originale Stuckdekorationen des Barock und Rokoko haben sich auch in diesen Räumen erhalten.

Das Schloss befindet sich mitten in der Stadt. Rund um das Schloss bieten sich daher zahlreiche gastronomische Einrichtungen für eine Stärkung vor oder nach dem Schlossbesuch an.

Wenn euch der Beitrag gefallen hat, hinterlasst gerne ein Like oder schreibt einen Kommentar weiter unten. Oder du erkundest Schloss Bruchsal in meinem Blog.

Hier kannst du gerne einen Kommentar hinterlassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.