Zu Besuch im Schloss Ploschkowitz im tschechischen Nordböhmen. Eine toskanische Großfürstin erschuf die Pracht und ließ alle Rechnungen verbrennen. Dann kam ein pensionierter Kaiserkönig aus Österreich, der das Schloss zu seiner Sommerresidenz machte.
Mehr zu diesem interessanten Schloss und seiner Geschichte erfahrt ihr hier in meinem neuen Blogbeitrag.
Das heute staatliche Schloss Ploschkowitz in Nordböhmen oder auf tschechisch Státni Zámek Ploskovice hat schon viele Besitzer gesehen und kann auf eine interessante Geschichte verweisen.
Kurz zur Geschichte
Die Großfürstin Anna Maria Franziska von der Toskana ließ das Schloss im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts als Sommerschloss auf Vorgängerbauten errichten. Sie sparte dabei nicht mit Geld und engagierte führende Prager Künstler der Zeit, um eine anspruchsvolle Barockausstattung zu schaffen. Die dafür anfallenden Kosten mussten ihr allerdings peinlich gewesen sein, denn sie verbrannte alle Rechnungen zum Schlossbau. Daher gibt es heute auch nur Vermutungen darüber, welche Künstler am Schlossbau genau beteiligt waren.
Nach dem Tod der Großfürstin gab es wieder einige Besitzerwechsel, bis die geschichtlichen Ereignisse das Schloss schließlich 1806 in den Besitz der Habsburger von Österreich brachten. Nur wenige Jahre später zwangen die Revolutionsunruhen von 1848 den österreichischen Kaiser und König von Böhmen, Ferdinand I., zu einem Rücktritt zugunsten seines Neffen Franz Joseph.
Der nun pensionierte Kaiserkönig zog sich aus der Öffentlichkeit zurück. Schloss Ploschkowitz machte er zu einem der Orte, an dem er fortan abgeschieden die Sommer verbrachte. Und diese Abgeschiedenheit lässt sich noch heute bei einem Besuch erahnen.
Das Vestibül
Der Rundgang im Schloss startet im Vestibül. Von hier aus führen separate Treppenaufgänge in die privaten Räumlichkeiten. Der rechte Aufgang führt in den Flügel des Kaisers, links davon liegt der Damenflügel. Unser Rundgang startete im Damenflügel.
Die Fresken im Vestibül stellen mythologische Figuren dar, die mit Wasser zusammenhängen. Nicht ohne Grund, denn unterhalb des Vestibüls befinden sich die Grotten, über die ihr weiter unten mehr erfahrt.
Der Festsaal
Der Festsaal ist der Höhepunkt von Schloss Ploschkowitz. Ganz in der Tradition barocker Schlösser ist der Saal in ovaler Form angelegt. Ein beeindruckender Raum, wie ich fand!
Für die Nutzung als Sommersitz des ehemaligen habsburgischen Kaisers und Königs von Böhmen, Ferdinand I., wurden alle Räume im Schloss im Stil des Zweiten Rokoko umgestaltet. Die Stuckarbeiten übernahmen Václav Levy und M. Effenberger. Die Wandmalereien schuf einer der bedeutendsten Künstler der böhmischen Romantik, Josef Navrátil.
Habt ihr das Gefäß unten links auf dem vierten Bild gesehen? Während der Tour wird gefragt, wozu das Behältnis wohl gedient haben mag. Die meisten Besucher antworten, dass es sich um eine Blumentopfschale handele. Weit gefehlt! Es ist eine Art Kühlschrank, in dem mit Eiswürfeln Getränke gekühlt wurden. Der Festsaal wurde also auch als Speisesaal genutzt.
Auf der Tour haben wir auch erfahren, dass der Festsaal einen der ersten Fahrstühle in Europa beherbergt. Ex-Kaiser Ferdinand I. war schlecht zu Fuß, also ließ er sich mit Handbetrieb vom Vestibül direkt ins erste Obergeschoss befördern. Einen ähnlichen Fahrstuhl gibt es übrigens im Schloss Reichstadt / Státni Zamek Zákupy, einer weiteren Privatresidenz des pensionierten Kaisers in Böhmen.
Die Wohnräume
Der Rundgang durch die Wohnräume vermittelt einen nahezu authentischen Eindruck in das Leben und den Alltag des pensionierten österreichischen Kaisers und letzten böhmischen Königs sowie seiner Gattin.
Allerdings ist Vorsicht geboten! Denn die originale Möbelausstattung ist verloren gegangen. Dennoch wurde sie durch Stücke aus der Zeit ergänzt.
Darüber hinaus ist das Schloss ein beliebter Ort für Filmaufnahmen. Dafür wurden die Innenräume immer wieder angepasst. Unter anderem hat Céline Dion hier ein Musikvideo gedreht. „It’s all coming back to me“, war der Titel.
Die Grotten
Grotten gehören zu einem Barockschloss einfach dazu. Und die gibt es auch in Ploschkowitz. Seit ihrer Entstehung haben die Grotten einige bauliche Veränderungen erfahren, denn die jeweiligen Besitzer haben immer wieder Änderungen entsprechend des aktuellen Zeitgeschmacks vorgenommen. Sei es im Klassizismus oder im Zweiten Rokoko.
Den Kern der Grotten bildet ein ovaler Saal direkt unter dem Vestibül. Der Saal ist ausgestattet mit Barockbrunnen und einer reichen figürlichen Dekoration mit Fischen, Wasserspeiern, Muscheln und Putten. Einfach nur schön! In den 1990iger Jahren gab es hier einige Restaurationsarbeiten.
Noch ein Tipp: wenn ihr die Grotten besichtigen möchtet, müsst ihr die Karten dafür extra kaufen. Sie sind nicht Bestandteil des Schlossrundgangs.
Mein Fazit: Ploschkowitz ist unbedingt einen Ausflug wert, wenn ihr in der Gegend seid. Das Schloss liegt nur ca. eine Autostunde von Dresden oder Prag entfernt. Mein Top-Tipp für Nordböhmen.
Ein 8 ha großer Park mit herrlicher Ruhe und einigen frei herumlaufenden Pfauen, die ab und an mit ihren Rufen die Stille des Parks durchbrechen, laden zudem zu einem Spaziergang ein. Und ein Café mit leckerem Kuchen und Kaffeespezialitäten gibt es auch noch. Was will man mehr?
Über die Öffnungszeiten und Eintrittspreise informiert ihr euch am besten auf der offiziellen Webseite des Schlosses oder auf den Seiten von Státni Zámek Ploskovice in den Sozialen Medien. Ebenso über die wechselnden Veranstaltungen vor Ort.
Lust auf mehr Schloss? Hier findest du weitere Schlossbeiträge in meinem Blog:
Wenn dir der Beitrag gefallen, hinterlasse gerne ein Like oder schreib einen Kommentar weiter unten.