Schloss Fischbach – Die ehemalige Residenz der Hohenzollern im Hirschberger Tal
Nur etwa 3,5 Autostunden von Berlin entfernt liegt eingebettet in die wunderbare Landschaft des Hirschberger Tals Schloss Fischbach. Das Schloss war eines von drei Anwesen in den „preußischen Alpen“, das den Hohenzollern gehörte. Das preußische Königshaus verbrachte hier gerne die Sommer. In diesem Beitrag möchten wir jetzt mit dir Schloss Fischbach erkunden.
Alle Bilder stammen von unseren Besuchen auf Schloss Fischbach in 2018.
Auf dem Weg nach Fischbach
Hast du Hirschberg (Jelenia Gòra) erstmal hinter dich gebracht, gelangst du nach ca. 10 km in die Ortschaft Fischbach (Karpniki). Dort liegt hinter Bäumen und Hügeln versteckt das gleichnamige Schloss.
Der polnische Name Karpnik bedeutet so viel wie Karpfen. Und das kommt nicht von ungefähr, denn überall gibt es Fischteiche. Nicht nur rund um Schloss Fischbach.
In den Abenstunden, wenn das warme Licht von Westen auf das Schloss fällt, fanden wir Fischbach am schönsten. Die Rhododendrenblüte trug ihren Teil zu der schönen Stimmung bei.
Die Ursprünge von Fischbach sind unklar. Angeblich wurde das Schloss von den Tempelrittern errichtet, erwiesen ist das aber nicht.
Sicher ist, dass zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert die Renaissance-Vierflügelanlage entstand, von der heute noch der Turm, die steinerne Brücke über den Wehrgraben und ein Sandsteinportal auf der Hinterseite des Gebäudes erhalten sind.
Im Schloss erfuhren wir, dass Kunstdiebe das Portal 1993 abschlugen, um es abzutransportieren. Glücklicherweise konnte eingegriffen werden und das Portal kehrte restauriert an seinen Ursprungsort zurück.
Die einstige Hohenzollernresidenz
Die Glanzzeit für Fischbach kam 1822. In diesem Jahr kaufte der jüngste Bruder des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III., Prinz Wilhelm, das Anwesen für sich und seine Frau, Prinzessin Maria Anna. Und schon bald darauf erfolgte der Umbau des Schlosses im neugotischen Stil, entsprechend dem zeitgenössischen Geschmack der Romantik.
Das Prinzenpaar verbrachte fortan die Sommermonate in Fischbach, oftmals auch bis in den Dezember hinein. Fernab von der steifen höfischen Etikette in Berlin lebte es sich einfach besser.
Auch der älteste Bruder Wilhelms, der König von Preußen, weilte oft zu Besuch in Fischbach. Die Landschaft des Hirschberger Tals zog auch ihn in den Bann. Im Jahre 1832 kaufte sich Friedrich Wilhelm III. schließlich sein eigenes Schloss im nahegelegenen Erdmannsdorf und ließ beide Schlösser über den Königsweg durch die hügelige Landschaft verbinden.
1839 kam dann noch Schloss Schildau dazu, das der preußische König seiner jüngsten Tochter Luise zum Geschenk machte. Weitere Informationen zu den beiden letztgenannten Schlössern findest du hier in meinem Blog.
Glanzvoller Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens
Langweilig wurde es in Fischbach nie. Marie, die jüngste Tochter des Prinzenpaares Wilhelm und Anna Maria, wurde 1842 in der Dorfkirche im Beisein des preußischen Königs konfirmiert. Ebenfalls anwesend war bei dieser Gelegenheit der bayerische Kronprinz Maximilian, den Marie kurze Zeit später heiratete.
Fischbach hat somit auch eine Verbindung nach Bayern und darüber hinaus ist Marie auch die Mutter von Ludwig II., dem bayerischen Märchenkönig.
Auch berühmte Liebesromanzen gab es auf Schloss Fischbach. Der zweitälteste Sohn von König Friedrich Wilhelm III., Prinz Wilhelm, verliebte sich in Fischbach in die Prinzessin Elisa von Radziwill aus dem nahegelegenen Schloss Ruhberg (Ciszyca). Die Liebesbeziehung endete jedoch tragisch, da Wilhelm, der spätere Kaiser Wilhelm I., auf Druck seiner Eltern 1829 die Prinzessin Augusta aus dem Hause Sachsen-Weimar-Eisenach heiraten musste. Elisa verstarb nur fünf Jahre später. Auf Wilhelms Schreibtisch stand bis zu seinem Tode eine Porträtminiatur von Elisa.
Das bot genug Stoff für Legenden, denn die Liebesgeschichte wurde 1938 in dem UFA-Film „Preußische Liebesgeschichte“ mit Lida Baarova und Willy Fritsch in der Hauptrolle verfilmt. Gedreht wurde an Originalschauplätzen in Fischbach und Ruhberg. Nach dem Krieg kam der Streifen, der von Goebbels wegen seiner Liebesaffäre mit der Baarova verboten wurde, unter dem Titel „Liebeslegende“ in die deutschen Kinos.
Und im Juni 1830 war die berühmte Opernsängerin Henriette Sontag auf Einladung des preußischen Königs zu Gast in Fischbach. Der ebenfalls anwesenden Zarin von Russland, Alexandra Feodorovna aus dem Hause Hohenzollern, gefiel der Gesang des Opernstars so sehr, dass sie sie nach Petersburg einlud, wo Henriette Sontag die Gesangslehrerin der jüngsten Zarentochter Adini wurde. Mehr über Henriette Sontag kannst du übrigens in meinem Blog hier erfahren.
Zamek Karpniki heute – Das besondere Hotel
Wenngleich auch die glamourösen Zeiten vorbei sind, Schloss Fischbach ist auch heute immer noch ein interessanter Ort und die Reise wert. Nach Jahren des Verfalls und mehreren Besitzerwechseln erfolgte die Wiedergeburt von Fischbach mit der Eröffnung des Schosshotels Zamek Karpniki im Jahr 2014. Und als Hotelgast kannst du interessante Einblicke in die nicht-öffentlichen Schlossräume bekommen.
Innenhof und Beletage
Unser Rundgang durch das Schloss startet im Innenhof. Die Galerien wurden gleich nach dem neugotischen Umbau hinzugefügt, damit die Räume direkt betreten werden konnten. Davor waren sie in barocker Manier als Enfilade angeordnet und waren nur nacheinander begehbar.
Den Höhepunkt im Schlossinnern bildet zweifellos die Beletage. Hier befinden sich drei Räume, die allen Hotelgästen zugänglich sind, und mustergültig restauriert wurden.
Das ehemalige Speisezimmer erstrahlt heute wieder in Preußisch Blau mit goldenen Sternen an der Decke. Das erinnert sofort an das Bühnenbild Schinkels für die Zauberflöte. Ob Schinkel auch an der Gestaltung dieses Raumes beteiligt war, ist nicht zu belegen.
Dem ehemaligen Speisesaal folgt die Bibliothek. In diesem urgemütlichen Raum, der ebenfalls über eine Sternendecke verfügt, hängen zwei große Gemälde. Rechts der Fensterfront ist Kaiser Wilhelm I., der als Jugendlicher auf Fischbach ein romantisches Liebesabenteuer mit Elisa von Radziwill hatte. Ihm gegenüber hängt sein Enkel, Kaiser Wilhelm II.
Anschließend geht es in das Billardzimmer, das ehemalige Stickereizimmer. Wenn du dort bist, setze dich am besten in den Erker. Und genieße von dort die Atmosphäre des Raumes und den Blick in den Schlosspark.
Stickereien gibt es in diesem Zimmer an den Wänden heute nicht mehr. Bei der Rekonstruktion wurden sie jedoch malerisch nachgestaltet.
Auf dem Weg durch das Schloss
Beim Streifzug durch das Hotel wirst du auf den Treppen und Fluren viele weitere schöne Details entdecken. Die Möbel sind übrigens größtenteils historisch und wurden vom heutigen Besitzer des Schlosses gesammelt. Die folgende Bildergalerie zeigt dir ein paar Eindrücke von meinem Rundgang.
Informationen zu Schloss Fischbach
Schloss Fischbach ist ganzjährig geöffnet. Empfehlenswert ist auch das öffentliche Restaurant. Wir haben in einem Standardzimmer übernachtet, was völlig ausreichend ist. Es gibt aber auch größere Zimmer und Suiten, von denen einige in den ehemaligen Wohnräumen der Hohenzollernfamilie sind. Infos zu den Zimmern und Preise findest du hier.
Und noch eins: In 2000 Metern unter dem Schloss liegen warme Quellen, die die Bäder mit Warmwasser versorgen und das Schloss heizen. Und nicht nur das. Im Wellness Bereich kannst du in einem heißen Bottich, der von diesen Quellen gespeist wird, wunderbar entspannen. Besser geht’s nicht. Und ökologisch ist es auch.
Ausflugstipps
Wenn du in Fischbach bist, kannst du auch viele Ausflüge in die Umgebung machen. Ein paar Tipps für noch mehr Schlösser haben wir hier für dich zusammengestellt. Hier kommen weitere Empfehlungen für Ausflüge:
Klosteranlage in Grüssau/Krzeszów: Eine Klosteranlage aus dem 13. Jahrhundert mit der Kirche Mariä Himmelfahrt, die zu den schönsten des schlesischen Barock zählt.
Das Schweizer Haus am Falkenberg: Ein Haus im Blockhausstil, das 1823 errichtet wurde und ein Geschenk Prinz Wilhelms an seine Frau war. Heute machen dort viele Wanderer bei einem Imbiss einen Zwischenstopp auf ihrem Weg durch die Falkenberge.
Miniaturenpark in Schmiedeberg/Kowary: Ein empfehlenswerter Start für Erkundungen im Hirschberger Tal und darüber hinaus. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sind als originalgetreues Modell im Maßstab 1:50 ausgestellt.
An dieser Stelle auch nochmal vielen Dank an das Team von Zamek Karpniki. Und besonders an die Rezeption für die vielen Informationen zur Geschichte des Schlosses, die uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurden. Und natürlich für die Gastfreundschaft. Wir kommen gerne wieder!
Noch mehr Lust auf Schlösser in Niederschlesien? Dann besuche auch ähnliche Beiträge in meinem Blog: Zwischen Schweidnitz und Breslau