Schloss Burgscheidungen – die Perle des Barocks an der Unstrut

In diesem Beitrag bin ich mal wieder in Sachsen-Anhalt unterwegs. Genauer gesagt im Tal der Unstrut. Wer dort aus Richtung Wennungen auf der L212 entlang des Flusses nach Burgscheidungen fährt, sieht schon bald auf der linken Seite eine imposante Barockkulisse oberhalb des Flusstals thronen. Das Schloss in Burgscheidungen. Und in diesem Beitrag möchte ich mit dir Schloss Burgscheidungen erkunden.

Schloss Burgscheidungen erkunden
Imposant präsentiert sich das Schloss in Burgscheidungen oberhalb der Unstrut

 

Schloss Burgscheidungen erkunden: Das äußere Schloss

Die meisten Besucher werden das Schlossareal wohl durch die Pforte der Vorburg betreten. Das ist auch gut, denn von hier bietet sich bereits ein imposanter Blick über den Schlosshof auf den Ostflügel der Anlage, der zugleich den Eingangsbereich darstellt.

Schloss Burgscheidungen erkunden
Eingangsportale und Portikus am Ostflügel. Nur das linke Portal führt in den Innenhof

Der Ostflügel gehört übrigens zu den barocken Neubauten, die nach 1722 hinzugefügt wurden, nachdem Levin Friedrich von der Schulenburg das Schloss erwarb, um dort seinen Alterssitz einzurichten. Aber auch schon vor den Schulenburgs gab es bekannte Bewohner des Schlosses. Dazu gehört Anna Constantia von Brockdorff, die 1699 aus Braunschweig hierher kam und später als Gräfin Cosel am sächsischen Hof in Dresden bekannt wurde.

Vom Ostflügel gehen wir auf dem Rundgang weiter in Richtung des Terrassenhangs an der Nordseite. Denn von dort bieten sich einzigartige Ausblicke auf das barocke Herzstück von Burgscheidungen, dem Parkflügel und dem Terrassenhang zu seinen Füßen.

Schloss Burgscheidungen erkunden
Blick von der geschwungen Freitreppe auf die Konsolköpfe und den Balkon des Mittelrisalits

Die Fassade des Parkflügels wird von dem dreiachsigen Mittelrisalit mit Balkon und einer geschwungenen doppelläufigen Freitreppe beherrscht. Die Treppe führt direkt vom unteren Saal in den Schlosspark.

Viele kunsthistorischen Abhandlungen setzen den Baumeister von Burgscheidungen, David Schatz, in die Nähe des Dresdner Baumeisters Matthäus Daniel Pöppelmann. Nicht von ungefähr, denn vergleicht man den Zwinger oder das Dinglingerhaus in Dresden mit Burgscheidungen, fallen in der Tat Parallelen bei der Fassadengestaltung auf.

Der Süd- und Westflügel sind die ältesten Gebäudeteile der Schlossanlage und stammen aus der Renaissancezeit. Während der Umbauarbeiten nach 1722 waren im Südflügel die Wohnräume des Schlossherren untergebracht.

Schloss Burgscheidungen erkunden
Der Südflügel mit Erker von Schloss Burgscheidungen. Der Erker wurde vermutlich 1912 eingefügt. Hinten rechts ist der barocke Flügel mit Mansardendach zu erkennen.

 

Der Innenhof

Im Innenhof befindet sich im Winkel zwischen dem Süd- und Westflügel aus dem 15./16. Jahrhundert ein dreigeschossiger Erker, der mit einem Treppenturm verbunden ist. Die unterschiedlichen Bauetappen sind damit gut ersichtlich.

Am Südflügel selber ist der Eingang zum alten Treppenhaus, das nachträglich eingebaut wurde. Bis zum Einbau der Treppe erfolgte der Zugang zu den Obergeschossen über Laubengänge an den Außenmauern.

 

Der Schlosspark

Der steil abfallende Hang vor dem Ostflügel ist terrassenartig angelegt und mit Statuen des Altenburger Bildhauers Joseph Blühme besetzt. Sie symbolisieren die zwölf Monate in Verbindung mit den ihnen zugeordneten Tierkreiszeichen. Zehn Statuen haben sich bis heute erhalten.

In der Mitte des Hangs befindet sich eine Grotte, die die Thetisgrotte von Versailles zum Vorbild hat. Im unteren Teil des Schlossparks liegt außerdem ein Teehaus, das heute allerdings eine Ruine und unbenutzbar ist.

Einen ähnlichen Terrassenhang gibt es nur am Schloss Sanssouci in Potsdam. Daher  ist der Hang von Burgscheidungen wohl einzigartig unter den deutschen Barockgärten.

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Der Terrassenhang von Burgscheidungen

 

Rundgang durch die Innenräume

Der Rundgang startet im Südflügel. Dort kannst du dir zunächst an einem Modell einen Überblick über die Schlossanlage mit ihren vier Flügeln und dem Park verschaffen. Außerdem erfährst du in diesem Teil der Führung viele interessante Details aus der Geschichte des Hauses. Insbesondere aus der Zeit, als das Schloss ab den 1950iger Jahren bis zur Wende 1989 als Schulungsstätte der Ost-CDU in der ehemaligen DDR diente.

Der Süd- und Westflügel

In diesem Teil des Schloss kannst du vor allem Räumlichkeiten besichtigen, die in der DDR-Zeit eingerichtet wurden. Neben einigen Schulungsräumen gehören dazu auch eine ehemalige Teestube und die Reste einer Bar, die für gesellige Abende genutzt wurde.

Erhalten hat sich in diesem Teil des Schlosses auch das Arbeitszimmer des letzten adeligen Besitzers. Die Fenster des Raumes liegen in einem Erker, der vermutlich von 1912 stammt. Später diente es Gerald Götting, der bis 1989 Vorsitzender der Ost-CDU war, als Arbeitsraum.

Der Parkflügel

Der Rundgang durch den Nordflügel war für mich der interessanteste Teil der Führung durch das Schloss. Denn hier befinden sich die barocken Repräsentationsräume, die auch im heutigen Zustand noch einiges von der alten Pracht erahnen lassen.

Das am nördlichen Ende des Ostflügels befindliche Treppenhaus gewährt den Zugang zum Obergeschoss des Barockflügels. Der Verlust der Deckenausmalung ist hier schmerzlich, weil der Raum aufgrund der fehlenden Stuckierung heute eher schmucklos wirkt.

Im Obergeschoss

Dieser Eindruck ändert sich jedoch, wenn du den Festsaal im Obergeschoss betrittst. Hier hat sich die gesamte barocke Pracht erhalten. Zwar fehlt auch hier ein Deckengemälde. Aber es gab Planungen dafür, die jedoch nie ausgeführt wurden. Der reiche Reliefschmuck des Deckenfrieses kompensiert die fehlende Ausmalung der Decke allemal.

Wenn du im Saal bist, wirf einen Blick auf die Eckfelder. Unter den Wappenfeldern wirst du verschiedene Masken sehen. Sie symbolisieren die vier menschlichen Temperamente: Sanguiniker, Choleriker, Melancholiker und Phlegmatiker. Symbole, die im Barock äußerst beliebt waren.

Die Leuchter in diesem Saal stammen übrigens aus der Zeit, als die Ost-CDU Burgscheidungen als Schulungszentrum nutzte. Eine stimmige Ergänzung, wie ich finde.

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Der Festsaal im Obergeschoss des Nordflügels erstreckt sich auf der gesamten Breite von Nord nach Süd.

Wie der Festsaal werden alle weiteren Räume im Obergeschoss heute für Hochzeiten oder andere Festlichkeiten genutzt und sind entsprechend hergerichtet.

Erwähnenswert ist die Deckenausmalung im Trauzimmer des Obergeschosses, die sich vollständig erhalten hat. Sie stellt Phaethon dar, der entgegen aller Warnungen den Sonnenwagen des Helios über das Firmament führt und die Kontrolle über den Wagen verliert. Erzürnt setzt Zeus dem Treiben ein Ende, indem er einen Blitz gen Phaethon schleudert. Dieser stürzt auf die Erde nieder und stirbt.

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Der Sturz des Phaethon. Deckengemälde im Obergeschoss

 

Im Erdgeschoss

Ebenso sehenswert wie das Obergeschoss ist das Erdgeschoss, denn hier hat sich der wunderbare Gartensaal erhalten. Anders jedoch als der Festsaal im Obergeschoss, erstreckt sich der Gartensaal nicht über die gesamte Breite des Mittelrisalits. Vielmehr ist dem Saal zur Hofseite hin ein Vestibül vorgelagert.

Besonders die Decke des Gartensaales beeindruckt durch ihre spätklassizistische Ausmalung mit floral-gärtnerischen Motiven. Ein echter Hingucker sind die tanzenden Putten in der Mitte.

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Deckenausmalung im Gartensaal

Auch im Gartensaal sind zwei Kamine erhalten. Bei einem fehlt jedoch der bekrönende Giebel. Bei unserem Rundgang wurden sowohl der Gartensaal wie auch angrenzende Räume gerade für Feierlichkeiten vorbereitet. Denn heute ist Burgscheidungen vor allem eine Hochzeits- und Eventlocation. Allerdings gibt es auch Planungen, im Südflügel ein Museum einzurichten.

 

Fazit und Infos

Obgleich Schloss Burgscheidungen aufgrund der heutigen Nutzung keinen musealen Charakter hat, lohnt ein Besuch dennoch. Schon allein wegen des einzigartigen Schlossgartens mit dem Terrassenhang zur Unstrut.

Führungen durch das Schloss finden immer Donnerstags – Sonntags jeweils um 14 Uhr oder nach Vereinbarung statt. Die Führung kostet 5 €/Person.

Unsere Führung war sehr kompetent, engagiert und lehrreich. Vielen Dank an dieser Stelle noch mal dafür.

Und noch ein Tipp: Geht unbedingt in das Café Cosel und probiert den Kuchen dort. Der ist nämlich himmlisch. Das Café findet ihr gleich nebenan in einem der ehemaligen Wirtschaftsgebäude. Und es hat auch eine Terrasse mit einem wunderbaren Ausblick auf den Schlosspark und das Tal der Unstrut.

 

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4 Kommentare

  1. Hallo Frank, ich bin auf deinen Blog gestoßen, weil wir hier an der Unstrut Urlaub machen und ich etwas über das Schloss Burgscheidungen erfahren möchte. Es ist nämlich zurzeit leider nicht zugänglich. Durch deine tollen Fotos bekommt man einen guten Eindruck von der Anlage. Vielen Dank dafür! Hoffen wir, dass das Schloss irgendwann wieder öffnet. Grüße von den Niedersachsen Claudia und Dirk

  2. Hallo Frank,
    erstmal ein großes Kompliment! Dein Blog und die darin befindlichen Bilder gefallen mir wirklich sehr gut.
    Dein Beitrag von der Saale bis zur Elster und auch dieser hier, haben mir so gut gefallen das ich sie auf Pinterest auch gleich mit auf meine Pinnwand genommen habe. Ich finde das ist sehr gute Werbung für Sachsen-Anhalt die du mit deinen Bildern untermalst. 🙂

    Falls du mal wieder einen Kurztrip machen möchtest, empfehle ich dir meine Heimat: den Geiseltalsee.

    Deinen Blog habe ich mir eingespeichert. Bis Bald

    Viele Grüße
    Sven

    1. Hallo Sven,

      vielen lieben Dank für dein Kompliment. Das hat mich wirklich sehr gefreut!

      Ich habe mir deine Seite auch gleich angeschaut und finde sie auch sehr gelungen und informativ. Und der Tipp ist super, denn den Geiseltalsee kannte ich noch gar nicht. Wird auf jeden Fall das Ziel einer der nächsten Ausfahrten werden. Dann werde ich mir auch ein paar Fotospots von deiner Seite zusammenstellen.

      Viele Grüße
      Frank

      1. Vielen Dank auch zurück! Die Seite ist allerdings erst wenige Wochen online und es fehlen noch einige Inhalte. Ich arbeite aber fleißig daran, rein schauen lohnt sich also auf jeden Fall
        Freut mich das ich eine neue Ecke zeigen durfte 🙂

        Bis dahin
        Viele Grüße
        Sven

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