Auf Schlössertour im Rödertal
In diesem Beitrag gehe ich mit euch auf die Schlössertour Rödertal zwischen den Orten Wachau und Hermsdorf.
Das Rödertal ist eine reizvolle Landschaft entlang der Röder im sächsischen Landkreis Bautzen nordöstlich von Dresden. Das Flusstal ist nicht nur hervorragend zum Wandern geeignet. Es bietet auch gleich drei Schlösser, die durch ihre unterschiedliche Architektur einen Besuch unbedingt lohnen.
Unsere Schlössertour startet in Wachau, wo wir ein Barockschloss besuchen.
Schlössertour Rödertal – Schloss Wachau
Schloss Wachau ist ein hübscher dreigeschossiger Barockbau aus dem 18. Jahrhundert im typischen Dresdner Stil mit einem hohen Mansarddach und Dachgauben. Die gesamte Anlage liegt auf einer künstlichen Insel.
Außen wurde das Schloss nach der Wende instand gesetzt. In den Innenräumen sind noch Teile der barocken Ausmalung sowie in den 1880iger Jahren umgestaltete Zimmer, wie das Maurische Zimmer oder die Holländische Küche erhalten.
Der sich im Süden anschließende Park mit Teich hat bei einem Tornado am 24. Mai 2010 leider einen Großteil seines bis zu 120 Jahre alten Baumbestandes verloren.
Die Parkseite des Schlosses schmückt ein dreiachsiger Mittelrisalit mit geschwungenem Balkon und Dreiecksgiebel. Im Giebel befindet sich eine Kartusche mit dem Wappen der Familie von Schönfeld, die das Schloss bis 1741 errichten ließ.
Leider steht das Gebäude heute leer und ist ungenutzt. Nachdem ein früherer Investor wieder absprang, konnte die Gemeinde Wachau für das Schloss bislang keinen Käufer finden. Bleibt zu hoffen, dass bald ein finanzierbares Nutzungskonzept erstellt werden kann, um das Kulturdenkmal vor dem Verfall zu retten.
Nächste Station auf unserer Schlössertour war das nur wenige Kilometer entfernte Schloss Seifersdorf, das in dem gleichnamigen Ort liegt.
Schlössertour Rödertal – Schloss Seifersdorf
Schloss Seifersdorf geht auf eine Wasserburg aus dem 12. Jahrhundert zurück und wurde in seiner Geschichte mehrfach umgebaut. Die heutige Gestalt erhielt es zwischen 1818 und 1826, als Karl Friedrich Schinkel den Landsitz im neugotischen Stil umgestaltete.
Auf den ersten Blick wirkt das Gebäude mit dem grauen Putz, der offensichtlich noch aus DDR-Zeiten stammt, ernüchternd. Schaut man jedoch genauer hin, kann man die einstige neugotische Pracht erahnen.
Während die Westseite mit der kreisförmigen Auffahrt an einen englischen Landsitz erinnert, trägt die Ostseite den Charakter einer mittelalterlichen Burg.
Über eine Brücke an der Ostseite, die den Schlossgraben überspannt, gelangt man von einem Ehrenhof in den Schlosspark.
Die Türen an der West- und Ostseite waren zum Zeitpunkt unseres Besuchs weit geöffnet, um bei dem schönen Wetter das Gebäude zu durchlüften. Im Flur dazwischen hängt eine Ahnentafel der Fürstenhäuser Europas sowie zahlreiche Informationen vom Förderverein des Schlosses.
Der bekannteste Besitzer von Schloss Seifersdorf war übrigens Carl von Brühl, Intendant der königlichen Theater in Berlin. Von dort kannte der Graf auch Karl Friedrich Schinkel, den er nach Seifersdorf holte, um das Schloss grundlegend umzugestalten.
Während wir Schloss und Park erkundeten, tauchte plötzlich eine nette Frau auf, mit der wir sofort ins Gespräch kamen. Sie konnte uns einiges über das Schloss berichten. So wurde hier nach dem Krieg in einer Wohnung eine Flüchtlingsfamilie untergebracht, die dort trotz der beengten Verhältnisse bis zu ihrem Tod weiter wohnte. Sie berichtete auch lebhaft über den Tornado, der am Pfingstmontag 2010 die Gegend heimsuchte und eine Schneise der Vernichtung hinterließ.
Abstecher Seifersdorfer Tal
Von der Dame kam auch der Tipp, die Marienmühle unten im Seifersdorfer Tal zu besuchen. Das haben wir natürlich mit hungrigem Magen prompt gemacht und im dortigen Biergarten in herrlicher Natur prima gespeist. Daher eine Empfehlung für alle, die in der Nähe sind.
Was wir nicht wussten: nicht nur für den Magen ist im Seifersdorfer Tal gesorgt. Auch für den Kopf gibt es Nahrung, denn Christina von Brühl ließ Ende des 18. Jhdt. im Tal einen der ältesten Landschaftsgärten in Deutschland anlegen, den man unbedingt erwandern sollte.
Die Anlage erstreckt sich nördlich und südlich der Marienmühle entlang der Röder und ist mit zahlreichen Denkmälern ausstaffiert. Ein Beispiel ist das Denkmal für Anna Amalia aus Weimar, die als Mäzenin der Künste vorbildhaft für Christina von Brühl gewesen sein muss.
So gestärkt ging es von Seifersdorf weiter zur nächsten Station im Rödertal nach Hermsdorf mit dem dortigen Schloss.
Schlössertour Rödertal – Schloss Hermsdorf
Schloss Hermsdorf ist ein Schlossbau, an dessen Gestaltung kein geringerer als George Bähr – der Architekt der Frauenkirche in Dresden – beteiligt war.
Der siebenachsige Mittelrisalit des Barockbaus wird durch den Treppenturm beherrscht, der den Dreiecksgiebel durchstößt. In den Giebel selber sind links und rechts ovale Fenster eingefügt. Oktogone Ecktürme schliessen die Hauptfassade zu beiden Seiten ab.
Wie die anderen Schlösser im Rödertal, ringt auch Hermsdorf um eine zeitgemäße Nutzung, die den Erhalt der Schlossanlage sichern kann. Zeitungsberichten zufolge steht nicht nur eine dringende Dachsanierung an. Auch die seit 1999 leergeräumte zweite Etage des Schlosses muss den Berichten zufolge dringend saniert werden.
Unsere Tour endete im schönen und weitläufigen Schlosspark von Schloss Hermsdorf. Wer im Rödertal ist, sollte sich die Schlössertour nicht entgehen lassen und Architektur und Landschaft genießen.
Über Kommentare oder Likes zu meinem Beitrag würde ich mich wie immer sehr freuen.
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