Im September 2021 hatte ich dank Schlösserland Sachsen die einmalige Gelegenheit, die Innenräume des Fasanenschlösschens bei Dresden zu fotografieren. Und ich war sehr dankbar, denn ich war schon mal da. Aber damals durfte ich die Innenräume leider nicht fotografieren. Aber was ist denn so interessant am Fasanenschlösschen? Architekt Johann Daniel Schade schuf bis 1776 für den sächsischen Kurfürsten Friedrich August III. ein einzigartiges Ensemble im Stil des späten Rokoko. Also genau mein Ding!
Weltweit einzigartig in diesem Schloss sind übrigens die Wandbespannungen aus Federn, Stroh, Perlen und chinoisen Stickereien. Also unbedingt anschauen! Zwischen 2010 und 2013 wurde das einzigartige Rokokoschloss mit Unterstützung des World Monument Funds Europe und der Ostdeutschen Sparkassenstiftung aufwändig rekonstruiert. Das Fasanenschlösschen kann im Rahmen einer Führung besichtigt werden, eine kleine Vorschau könnt ihr heute schon in meinem neuen Blogbeitrag sehen.
Das Arbeitszimmer des Kurfürsten
Auf den folgenden Bildern seht ihr das sog. Intarsienkabinett. Dieser Raum diente dem Kurfürsten als Arbeitskabinett. Und das mit Blick auf die Sichtachse zum Schloss Moritzburg! Für die Wandvertäfelung setzte der Dresdner Tischlermeister Johann Emanuel Schön sieben verschiedene Holzarten zu Streifen- und Gittermustern zusammen.
Vorraum zum Arbeitszimmer
Im Antichambre des Arbeitskabinetts sind die Wände mit einer gestickten Seidentapete bespannt. Solche Tapeten gehörten zu den teuersten Raumausstattungen des 18. Jahrhunderts. Zu der ausgestellten Möblierung gehören ein Tisch mit vier Stühlen aus der Werkstatt des berühmten Leipziger Tischlers Friedrich Gottlob Hoffmann. Dieser war neben der Werkstatt Roentgens in Neuwied einer der wichtigsten Möbelhersteller seiner Zeit. Der Übergang zum Klassizismus ist unübersehbar.
Chinesisches Eckkabinett
Ist das nicht zauberhaft? Das Chinesische Eckkabinett im Fasanenschlösschen bei Dresden. Bestechend ist hier vor allem die Seidentapete. Das chinoise Dekor war im Original handgestickt. Von der Originaltapete blieb leider nichts übrig, so dass die Rekonstruktion auf der Grundlage von Fotos aus den 1930iger Jahren maschinengestickt erfolgte. Der Raum wurde vermutlich vom Kurfürsten zu Wohn- und/oder Empfangszwecken genutzt.
Toilettenzimmer des Kurfürsten
Dieses Kabinett diente dem sächsischen Kurfürsten als Toilettenzimmer. Bemerkenswert ist die Tapete mit Strohhalmen, die auf eine Leinwand genäht sind. Sie wechseln sich ab mit Reihen von weißen Glasperlen. Bereichert wird die Tapete durch Applikationen in Form von Blumen, Vögeln, Kriegern oder Göttern. Zur Möblierung gehörte einst ein Konsoltisch von Hofjuwelier Johann Christian Neuber. Dieses einst wertvollste Stück im Haus war verziert mit Porzellan- und Halbedelsteinen und einem aus Perlen gelegten Monogramm des Kurfürsten Friedrich August in einer muschelförmigen Tischplatte. Der Tisch ist heute leider nicht mehr in Moritzburg, aber ein Foto des Tisches ist ausgestellt. Von hier konnte man übrigens einst direkt in die Fasanerie gelangen, die es heute aber nicht mehr gibt.
Das Schlafkabinett
Das gemeinsame Schlafkabinett des Kurfürstenpaares ist zweifellos ein Höhepunkt des Fasanenschlösschens. Die Wände des Raumes sind mit einer Tapete aus Federn von Enten und Fasanen ausgestattet, die sich vollständig erhalten hat und restauriert wurde. Rote und weiße Federn, breite und schmale braune Federn wechseln sich ab und bilden zusammen das Muster eines kurfürstlichen Hermelinmantels. Die Ausstattung entspricht daher dem hohen zeremoniellen Rang des Schlafzimmers in der Barockzeit. Übernachtet hat das Kurfürstenpaar jedoch nie in diesem Zimmer.
Toilettenzimmer der Kurfürstin und zweites chinesisches Kabinett
Dem Schlafzimmer schließt sich das Toilettenzimmer der Kurfürstin an. Die Seidentapete konnte anhand originaler Stoffreste restauriert werden. Der Ofen in Form einer Flammenvase gehört zur Originaleinrichtung. Im folgenden zweiten chinesischen Kabinett schmücken anstelle von Stuck chinesische Drachen die Decke des Raumes. Der Drache ist nicht nur ein kaiserliches Wappentier, sondern spielte auch eine wichtige Rolle in der chinesischen Mythologie. Bemerkenswert in diesem Raum ist auch der originale Ofen in Form einer Kommode mit aufgesetzter Vase, die mit Chinoiserien versehen ist. Der Raum wurde vermutlich von der Kurfürstin zu Wohn- und/oder Empfangszwecken genutzt.
Speisesaal
Das in Weiß und Gold gefasste Speisezimmer im Obergeschoss ist der größte Raum im Fasanenschlösschen. Zwei großformatige Wandgemälde stellen wichtige höfische Ereignisse dar, nämlich eine Wasserjagd und ein Hoffest, jeweils aus Anlass des Namenstages der Kurfürstin Amalia Augusta 1769 und 1771. Die Originale fielen dem Vandalismus in den Wirren des 2. Weltkrieges zum Opfer. Die heutigen Gemälde sind Rekonstruktionen von Christoph Wetzel. Die Vogelpräparate auf holzgeschnitzten und vergoldeten Konsolen an den Wänden sind hauptsächlich einheimische Wasser-, Sing- und Greifvögel. Auch diese Sammlung ist eine Rekonstruktion, da die originalen Stücke bereits um 1900 entfernt wurden, als das Schloss restauriert wurde.
Gästezimmer
Im Obergeschoss befinden sich neben dem Speisesaal verschiedene Gästezimmer. Die bemalten Leinwandtapeten dieser Räume sind recht unterschiedlich gestaltet. Während das Türkische Kabinett einen Eindruck davon vermittelt, wie sich der Dresdner Hof Konstantinopel vorstellte, zeigt ein weiteres Kabinett Jagdszenen sowie ländliche Arbeit. Im sog. Fliegenzimmer zeigen bäuerliche Szenen verschiedene Arten des Fliegenfangens.
An dieser Stelle endet der Rundgang durch das Fasanenschlösschen und ich hoffe, es hat euch gefallen. Wenn ihr im Fasanenschlösschen seid, empfehle ich nach dem Besuch noch einen Spaziergang zum Großteich mit dem Leuchtturm von Moritzburg. Oder genießt Kaffee und Kuchen in der Cafeteria des Schlosses. Weitere gastronomische Angebote gibt es in unmittelbarer Nähe.
Schaut euch in meinem Blog gerne auch noch andere Schlösser in Sachsen an, z.B. Wildenfels oder geht auf Schlössertour ins Rödertal.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Schlösserland Sachsen für die Einladung und das Team vom Fasanenschlösschen für die großartige Führung!