Die Residenz Würzburg in Bayern war bis zur Säkularisation der Sitz der Würzburger Fürstbischöfe und ist eines der glanzvollsten Barockschlösser Deutschlands. Im Oktober 2022 durfte ich die Residenz mit freundlicher Genehmigung der Schlösserverwaltung Bayern fotografieren und in diesem Beitrag zeige ich euch die Höhepunkte dieses außergewöhnlichen Fürstenhofes. Seid gespannt!
Das Treppenhaus
Erstmal Luft anhalten, bevor ihr im Treppenhaus der Residenz nach oben geht. Denn die Wirkung ist phänomenal, vorausgesetzt ihr habt auch das Deckenbild immer im Blick. Ihr seht hier eine der großartigsten Raumschöpfungen des 18. Jahrhunderts überhaupt. Aus mehreren Gründen. Architektonisch ist es eine technische Meisterleistung, denn Balthasar Neumann, der Architekt, überspannte den Raum mit einem riesigen freitragenden Muldengewölbe, das sogar die verheerende Bombennacht von 1945 überstand. Der italienische Künstler Giovanni Battista Tiepolo malte dieses Gewölbe dann in einem einzigen zusammenhängenden Fresko aus, das größer als alle bis dahin gemalten Gemälde war. Eine kongeniale Leistung zweier europäischer Giganten, die bis heute in Erstaunen versetzt.
Der Weiße Saal
Der Weiße Saal in der Residenz Würzburg ist das vielleicht eindrucksvollste Werk des Stuckateurs Antonio Bossi. Der Besucher betritt ihn gleich nach dem Treppenhaus. In nur vier Monaten dekorierte Bossi mit seinen Helfern die riesige Deckenfläche des Saals mit außerordentlich plastischen, in den Raum sprühenden weißen Rocaillen auf lichtgrauem Grund – eine außerordentliche Leistung!
Der Kaisersaal
Weiter geht es in den Kaisersaal der Residenz Würzburg. Er ist wie in vielen anderen kurfürstlichen und geistlichen Barockschlössern Süddeutschlands ein charakteristischer Bestandteil, dennoch ist er gemessen an seinem künstlerischen Rang wohl der bedeutendste. Der Saal ist das gemeinsame Werk dreier Künstlergiganten: Architekt Balthasar Neumann, Stuckateur Antonio Bossi und Freskomaler Giovanni Battista Tiepolo. Eines der Fresken stellt die Hochzeit Kaiser Friedrichs I. Barbarossa mit Beatrix von Burgund dar, die 1156 in Würzburg stattfand. Ein Ereignis, das die Jahrhunderte alte Zugehörigkeit Würzburgs zum Reich symbolisiert.
Das Spiegelkabinett in den Kaiserzimmern
Das Spiegelkabinett in den Kaiserzimmern der Residenz Würzburg entstand zwischen 1740 und 1745 unter Fürstbischof Friedrich Carl von Schönborn. Der Fürstbischof trug persönlich über Jahre mit eigenen Ideen zur Ausgestaltung bei, denn es sollte etwas Besonderes werden. Und das ist es geworden! Die Besonderheit dieses originellsten Raumkunstwerks des Würzburger Rokoko besteht darin, dass die Wände ganz mit Glasplatten verkleidet sind, die mit Hinterglasmalerei versehen sind. So konnten direkt auf der Spiegelebene eine ganze Reihe exotischer Personen- und Szenendarstellungen entstehen, die neben der Spiegelwirkung eine unglaubliche Wirkung entfalten. Die UNESCO bezeichnete das Kabinett als das „vollkommenste Raumkunstwerk des Rokoko“ (Quelle: Wikipedia). Das Kabinett wurde 1945 vollständig zerstört und konnte zwischen 1979 und 1987 rekonstruiert werden. Eine großartige Nachkriegsleistung!
Das Grünlackierte Zimmer
Das Grünlackierte Zimmer ist neben dem Spiegelkabinett ebenfalls eine der fantasievollsten und originellsten Raumschöpfungen des späten Würzburger Rokoko. Die grüne Farbe wurde auf einen Silbergrund aufgetragen, wodurch sie Tiefe und einen leuchtenden Glanz erhielt. Die vergoldeten Stuckaturen in späten Rokokoformen stammen von Materno Bossi, einem Neffen Antonio Bossis (dem Meister des Weißen Saals). Wie das Spiegelkabinett wurde auch das Grünlackierte Zimmer nach den schweren Zerstörungen 1945 in der Nachkriegszeit rekonstruiert.
Die Ingelheimzimmer
Die Ingelheimzimmer befinden sich in der ersten Bischofswohnung der Residenz Würzburg und verdanken ihren Namen Anselm Franz von Ingelheim, der diese Wohnung bevorzugte, obgleich es eine zweite Bischofswohnung im südlichen Seitenflügel gab. Die heutige Ausstattung stammt aus der Zeit, als Adam Friedrich von Seinsheim zwischen 1776 und 1781 die Räume aufwerten und im frühklassizistischen Stil modernisieren ließ. Dafür beauftragte er den Hofstuckateur Materno Bossi. Auf den ersten beiden Bildern seht ihr den Saal der Ingelheimzimmer, dessen Dekoration Bossi komplett in Stuck ausführte. Die weiße Fassung stammt wohl aus dem frühen 19. Jahrhundert.
Das dritte Bild zeigt das Rote Vorzimmer. Die versilberten Stuckdekorationen auf bassrotem Grund in der Hohlkehle sowie die Eckkartuschen stammen aus der Zeit 1724/25. Der Wandstuck hingegen wurde fünfzig Jahre später, 1776 bis 1778, in der Zeit von Fürstbischof Seinsheim gesetzt. Das Thema der Dekoration ist die Jagd. Daher ist der Raum auch als Jagdzimmer bekannt.
Die Dekoration im Blauen Vorzimmer (letztes Bild) wurde in der Seinsheimzeit vollständig erneuert und zeigt teils kriegerische Motive als auch Szenen aus der Jagd und des Fischfangs.
Die Hofkirche
Die Hofkirche der Residenz Würzburg gehört mit ihrer Innenarchitektur und überreichen Dekoration zu den vollkommensten Sakralbauten des 18. Jahrhunderts in Deutschland. Ein Meisterwerk des Architekten Balthasar Neumann, der sich damit einen Platz unter den großen Kirchenarchitekten des Barock verschaffte. Unter Mitarbeit von Giovanni Battista Tiepolo, Antonio Bossi und Würzburger Hofkünstlern entstand ein Gesamtkunstwerk von höchstem künstlerischen Rang, das man unbedingt gesehen haben muss.
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