Das Stadtpalais Liechtenstein zählt zu den beeindruckendsten Bauwerken Wiens, ein Symbol für barocke Pracht und technischen Fortschritt. Seine Geschichte beginnt 1691, als Dominik Andreas Graf Kaunitz den Bau nach den Plänen des Architekten Enrico Zuccalli in Auftrag gab. Doch erst mit dem Erwerb des unvollendeten Gebäudes durch Fürst Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein im Jahr 1694 begann der Palast, seine wahre Bedeutung zu entfalten.

Bevor du weiterliest möchte ich an dieser Stelle jedoch erst dem Palais Liechtenstein meinen herzlichen Dank aussprechen für den beeindruckenden Rundgang und die großzügige Erlaubnis, Fotos machen zu dürfen.

Von der Vision zum Barockjuwel

Fürst Johann Adam Andreas I. bestimmte das Palais als Majoratshaus der Familie Liechtenstein und ließ es von Domenico Martinelli fertigstellen. Martinelli arbeitete mit einigen der bedeutendsten Künstler seiner Zeit zusammen, darunter der Stuckateur Santino Bussi, der Bildhauer Giovanni Giuliani sowie die Maler Andrea Lanzani und Antonio Bellucci. Gemeinsam schufen sie ein Meisterwerk des Barock. Besonders hervorzuheben ist das monumentale Barockportal an der Frontseite zur Bankgasse – das erste seiner Art in Wien. Später fügte Johann Lucas von Hildebrandt ein Seitenportal am Minoritenplatz hinzu, das den Gesamteindruck vervollständigte.

Ein Palast voller technischer Wunder

Zwischen 1836 und 1847 wurde das Palais unter Fürst Alois II. von Liechtenstein von Peter Hubert Desvignes im Stil des Zweiten Rokoko umgestaltet. Die Arbeiten machten das Gebäude zu einem frühen und bedeutenden Beispiel dieser Stilrichtung in Wien. Handwerksmeister wie Carl Leistler und Michael Thonet lieferten exquisite Parkettböden und Möbel, die bis heute beeindrucken. Die filigranen Einlegearbeiten und gebogenen Hölzer sprechen von einer Handwerkskunst, die ihresgleichen sucht.

Im 19. Jahrhundert war das Palais auch für seine technischen Innovationen bekannt. Es verfügte über eine Aufzugsanlage, eine hausinterne Sprechanlage aus Kautschuk und Seide mit Elfenbeinmundstücken sowie eine Heißluftheizung. Fenster und Türen ließen sich durch ausgeklügelte Mechanismen steuern, was das Gebäude seiner Zeit weit voraus machte. Allerdings waren diese technischen Raffinessen auch reparaturanfällig und Handwerker und Künstler waren ständig im Haus – weshalb das Palais im Volksmund „Künstlerversorgungshaus“ genannt wurde.

Zerstörung und Wiederaufbau

Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Stadtpalais schwere Schäden durch Bombentreffer und ein abgestürztes Flugzeug. Die Zerstörungen waren verheerend: Das Stiegenhaus wurde teilweise zerstört, Prunkräume stark beschädigt. In den Nachkriegsjahren erfolgten erste Sicherungsarbeiten, doch eine umfassende Restaurierung war aufgrund finanzieller Engpässe der Familie erst in den Jahren 1974/76 möglich.

Ab 2009 begann unter der Leitung des Wiener Architekturbüros Manfred Wehdorn eine umfassende Generalsanierung. Dabei wurde ein dreigeschoßiger, 18 Meter tiefer unterirdischer Kunstspeicher errichtet. Die Restaurierungsarbeiten, die 2013 abgeschlossen wurden, ermöglichten die nachhaltige Instandsetzung der historischen Substanz und der technischen Einbauten. Mit einem Budget von rund 100 Millionen Euro wurde das Palais zu neuem Leben erweckt.

Seit Mai 2013 ist das Stadtpalais Liechtenstein mit seiner beeindruckenden Sammlung von Biedermeier-Kunst im Rahmen von Führungen zugänglich. Auf 1.200 Quadratmetern Ausstellungsfläche werden Kunstwerke der Fürstlichen Sammlungen präsentiert – ein wahres Paradies für Kunstliebhaber.

Tipps für euren Besuch

Das Stadtpalais Liechtenstein liegt im 1. Wiener Bezirk, unweit der Hofburg, in der Bankgasse. Mit der U3 (Station Herrengasse) ist es bequem mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.

Im Palais werden regelmäßig Führungen angeboten. Nähere Informationen findet ihr dazu auf der offiziellen Webseite des Stadtpalais.

Unbedingt empfehlenswert ist auch ein Besuch im Gartenpalais Liechtenstein, das ebenfalls in Wien liegt. Einen Bericht über meinen Besuch dort findet ihr hier.

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