Refugium und Musenhof – Schloss Rheinsberg erkunden
In diesem Beitrag möchte ich mit euch das idyllisch am Grienericksee im Norden Brandenburgs gelegene Schloss Rheinsberg erkunden.
Warum Schloss Rheinsberg? Für mich vor allem aus zwei Gründen. Der spätere preußische König Friedrich II. erschuf sich hier als junger Kronprinz in nur vier Jahren ab 1736 ein Refugium, das genau seinen künstlerischen Ambitionen entsprach. Denn so malerisch wie die Lage war, so ideal war sie auch für Friedrich. Berlin war weit entfernt und damit auch der ungeliebte Vater Friedrich Wilhelm I. Ungestört also.
Den nächsten Höhepunkt erfuhr Rheinsberg durch seinen späteren Bewohner. Friedrichs jüngster Bruder Heinrich bewohnte nach der Thronbesteigung seines ältesten Bruders das Schloss und verwandelte es in den fünfzig Jahren zwischen 1752 und 1802 in einen Musenhof – einen Ort der Künste mit durchaus fortschrittlichen Ansätzen. Und oft in Opposition zu seinem großen Bruder.
Beide Brüder – Friedrich und Heinrich – erschufen mit ihrem – manchmal gegensätzlichen – Wirken in Rheinsberg einen Genius Loci mit einer Wirkung, die bis heute anhält und immer noch seine Faszination auf die Besucher ausübt.
Nach der Abschaffung der Monarchie 1918 in Deutschland verblieb Schloss Rheinsberg übrigens im Privatbesitz der Hohenzollernfamilie. Die Enteignung erfolgte erst 1945. Prinz August Wilhelm, ein Sohn des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II., wohnte kurzzeitig in Rheinsberg.
Blicke auf das Schloss
Wer Schloss Rheinsberg erkunden möchte, geht man am besten zuerst in den Lustgarten. Dort, am Ufer des Grienericksees, kann man die schönsten Aussichten auf die Schlossinsel und das Schloss genießen.
Aus der Ferne vom gegenüberliegenden Ufer, in Richtung Schloss geschaut, scheint Schloss Rheinsberg gleichsam auf dem Wasser zu schweben.
Auf einer Achse genau westlich vom Schloss gelegen, ließ Prinz Heinrich einen Obelisken zu Ehren seines früh verstorbenen Bruders August Wilhelm und anderer Helden des Siebenjährigen Krieges errichten.
Schon Fontane vermutete, dass Friedrich II. den Obelisk als Affront betrachtet haben musste, denn dieser entließ August Wilhelm wegen angeblichen Versagens unehrenhaft aus der Armee.
Da der Obelisk auf einem Hügel liegt, bieten sich dort bieten schöne Ausblicke auf das Schloss am gegenüberliegenden Ufer.
Auf der Schlossinsel
Bekannt wurde Rheinsberg auch wegen Friedrichs Bibliothek in einem der Rundtürme der Schlossanlage als Vorwegnahme von Schloss Sanssouci.
Friedrich ließ die Bibliothek später von Knobelsdorff in Sanssouci nachbauen. „Come à Reinsberg“ – wie in Rheinsberg wünschte er sich die Bibliothek im Potsdamer Weinbergschloss.
Nicht vergessen werden darf bei unserer Erkundungstour durch den Park natürlich Sheldon. Aber wer ist Sheldon?
Das ist der Schlosskater, der eigentlich gar nicht zum Schloss gehört, aber regelmäßig die gesamte Anlage durchstreift und in Rheinsberg höchste Popularität genießt, wie wir von mehreren Spaziergängern im Park erfahren konnten. Zeitungen berichteten schon über den Kater. Und mittlerweile hat Sheldon sogar eine eigene Facebookseite. Man könnte fast sagen, dass Sheldon zum Maskottchen von Rheinsberg aufgestiegen ist.
Bei einem Besuch von Schloss Rheinsberg sollte ein Rundgang durch die Schlossräume nicht fehlen. Denn die Innenräume wurden seit 1991 umfassend restauriert und viele der insgesamt 55 zu besichtigenden Räume erstrahlen heute wieder in neuem Glanz. Was durchaus einem Wunder gleichkommt, denn in der DDR-Zeit wurde Schloss Rheinsberg als Sanatorium genutzt. Mit allen durch die Nutzung verursachten Folgen für die Räume und der Ausstattung.
Innenräume von Schloss Rheinsberg erkunden
Der erst in diesem Jahr wieder vollständig restaurierte Muschelsaal ist ein Höhepunkt beim Rundgang durch die Räume von Schloss Rheinsberg. Der Raum gehört zu denen, die Prinz Heinrich nach seinem Einzug neu anlegen ließ.
Bei der Ausgestaltung des Neuen Saals ging Heinrich schon fast revolutionär vor und griff erstmalig bei der Raumgestaltung auf frühklassizistische Stilelemente zurück. Das gab es in Preußen zuvor nicht.
Aber auch Friedrich war bei seinem Einzug in Rheinsberg erfinderisch und neuartig. Das Deckengemälde im Spiegelsaal „Der Tag vertreibt die Finsternis“ von Antoine Pesne steht programmatisch für die Absichten des Kronprinzen.
Denn nach der Thronbesteigung wollte Friedrich sein Land in eine neue lichte Zeit führen. Und irgendwie hat er ja dieses Versprechen auch eingelöst.
Den Mittelpunkt der Ferdinandswohnung bildet der Audienzsaal. Die Wände im Raum sind wie im ursprünglichen Zustand mit blauem Damast bespannt.
Später wurden sie mit Gobelins geschmückt, die heute vor der Wand ausgestellt sind. Die Wandteppiche waren ein Geschenk Katharinas II. von Russland an den Prinzen Heinrich.
Der Vorsaal (oder auch Rittersaal) erstrahlt seit der Restaurierung wieder ganz im friederizianischen Zustand von 1740. Inklusive des Dielenfußbodens, der zur Originalausstattung gehörte. Ganz der soldatischen Sparsamkeit des Vaters, Friedrich Wilhelm I., entsprechend.
Das folgende Bild zeigt Friedrichs und Heinrichs Mutter, Sophie Dorothea von Hannover. Das Bild des Vaters hängt auf der gegenüberliegenden Seite.
Weitere Bilder zu den Innenräumen könnt ihr in der folgenden Bilderstrecke sehen.
Bilderstrecke Schloss Rheinsberg innen
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Schloss Rheinsberg erkunden – Infos zum Besuch
Öffnungszeiten:
Sommer (April-Oktober) täglich (außer Montags) 10:00 – 18:00 Uhr
Winter (November-Dezember) täglich (außer Montags) 10:00 – 17:00 Uhr
Adresse: Schloss Rheinsberg, 16831 Rheinsberg
Eintrittspreise: 8/6 €
Fotoerlaubnis: 3 €
Führungen: regelmäßig während der Öffnungszeiten (genaue Termine an der Kasse erfragen)
Hallo Frank,
wunderschöne Fotos.
Die Bilder haben mir sehr geholfen, die Veränderungen nach der Neueröffnung zu begreifen. Trockene Beschreibungen auf DinA4 sind mit Bildern doch viel anschaulicher, wie es das Wort schon sagt. Aber der Live-Besuch vor meiner ersten szenischen Führung im nächsten Jahr muss natürlich noch sein. Ein Kollege und ich machen eine Führung in historischen Kostümen als Königin Sophie Charlotte und Ihr Kammentürke Friedrich Ali. Somit lade ich den Schnellmaler gern ein, eine der Führungen im Schloss und Garten zu begleiten.
Zu finden sind wir bei den Veranstaltungen der SPSG unter dem Titel ‚Königin und Diener‘.
Mein weiterer Weg auf Deiner spannenden Seite führte mich nach Rheinsberg. Auch hier führen wir in Kostüm als ehemalige Freunde des Kronprinzen, Hofdame Baronin Morrien und Kavalier Baron von Bielfeld, . Man erinnert sich und erzählt aus dieser Zeit oder vom Jahr 1746 als man en famile eine Reise über die Schlösser mit Maman machte, damit sie in Bewegung käme. Gerade dies gelang aber nicht, da sie ständig l’hombre spielte oder sich umhertragen ließ. Natürlich gilt auch für Rheinsberg die herzliche Einladung.
Nun eine kurze Bemerkung zu Friedrich und seinen Brüdern: Heinrich war der drittälteste oder auch der zweitjüngste Bruder. Der jüngste war Ferdinand.
Mit den besten Grüßen
Anja Fengler / Sophie Charlotte
Hallo Anja,
vielen Dank für den netten Kommentar und den Hinweis auf die Führungen. Ich schaue mir das auf jeden Fall mal auf der Webseite an.
Viele Grüße,
Frank