Update 23.09.17: Im Residenzschloss sind jetzt fast 100 Jahre nach Abdankung des letzten sachsen-altenburgischen Herzogs die Wohnräume der jüngeren herzoglichen Linie erstmals in einer Dauerausstellung wieder zugänglich. Hier gibt es einen Beitrag dazu.
Residenzschloss Altenburg – Dornröschen in Thüringen
Schloss Altenburg erkunden – daran hatte ich bis vor kurzem gar nicht gedacht. Sicher, es stand auf meiner Liste, aber doch eher weiter unten. Bis mich Ende Juni jemand auf einen Artikel in der „Welt“ aufmerksam gemacht hat. Dort wurde über Altenburg und insbesondere das dortige Residenzschloss der Herzöge von Sachsen-Altenburg berichtet.
Vom „tollsten Stadtschloss Mitteldeutschlands“ war die Rede. Ein Dornröschen, das aus dem Schlaf erwachen will. So viel Lobpreisung, was will man denn mehr? Sofort war klar: Altenburg rückt ganz oben auf meine Liste.
Um jedoch das Schloss zu verstehen, müssen wir erstmal einen Blick auf die Geschichte vom Schloss selber und von Sachsen-Altenburg werfen. Und diese Geschichte reicht bis in das Mittelalter zurück.
Das Herzogtum Sachsen-Altenburg
Altenburg war eine Kaiserpfalz, die im 12. Jhdt. ausgebaut wurde. 1307 ging Altenburg in den Besitz der Wettiner über. Also dem Haus, das maßgeblich die Geschichte der heutigen Bundesländer Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt über Jahrhunderte geprägt hat.
Ein besonderes Ereignis aus der frühen Zeit der Wettiner ist der Sächsische Prinzenraub von 1455. Die beiden 14- und 11-jährigen Prinzen Ernst und Albrecht wurden entführt, um Forderungen aus der Ritterschaft gegenüber dem Kurfürsten von Sachsen Nachdruck zu verleihen. Das ging aber schief und die Entführer endeten im Tod.
Interessant ist jedoch, dass die beiden Brüder später die sächsische Teilung in die ernestinische und albertinische Linie einleiteten. Und damit grob gesagt die heutigen Länder Thüringen und Sachsen gründeten.
Als Residenzstadt ist Altenburg heute vor allem als Sitz der Herzöge von Sachsen-Altenburg in Erinnerung. Das Land Sachsen-Altenburg war ein Miniterritorialstaat im Deutschen Bund und das Land wurde erst 1826 gegründet. Die Gründung erfolgte nachdem das Haus Sachsen-Gotha-Altenburg, zu dem Altenburg ursprünglich gehörte, 1825 ausstarb.
Eine Neuordnung der ernestinischen Ländereien war jetzt notwendig und wurde am 11. August 1826 gesetzlich in einem Vertrag geregelt. Und aus diesem Vertrag ging das Herzogtum Sachsen-Altenburg mit der Residenz in Altenburg hervor.
Im Prinzip war dies eine Neugründung, denn Sachsen-Altenburg gab es bereits vorher schon einmal von 1603-1672. Danach ging es nach Erbteilung im Haus Sachsen-Gotha-Altenburg auf und Altenburg verlor den Status der Residenzstadt. Ab 1826 war aber auch Sachsen-Gotha-Altenburg wieder Geschichte und Altenburg wurde wieder Residenzstadt.
Verwirrend, aber wichtig zu wissen, wenn man das Schloss besichtigt. Denn immer wieder ist auf den Schautafeln die Rede von der älteren und jüngeren altenburgischen Linie die Rede. Wir wissen jetzt warum. Und beide Linien haben das Residenzschloss nachhaltig geprägt.
Schloss Altenburg erkunden: Der Schlosshof
Die Schlossauffahrt, die von der Stadt auf den Schlossberg führt, geht direkt auf ein Triumphtor zu. Dahinter befindet sich die riesige Schlossanlage mit dem Burghof.
Das Triumphtor
Auf der Außenseite des Tores sind mittig ein Hermelinmantel mit dem Monogram des Herzogs Friedrich II. von Sachsen-Gotha-Altenburg angebracht. In dessen Regierungszeit rückt Altenburg als Zweitresidenz wieder in das Interesse des Hauses. Auf den Mantel aufgesetzt ist eine Herzogskrone. Links und rechts befinden sich Vasen und Trophäen.
Die dem Schlosshof zugewandte Seite des Triumphtores, das erst seit dem 19. Jahrhundert als solches bezeichnet wird, ist aufwendiger gestaltet. In der Mitte einer Balustrade finden wir hier das große Staatswappen des Herzogtums Sachsen-Gotha-Altenburg.
Die Figuren auf der Schlossseite stehen programmatisch für das Regierungsprogramm von Herzog Friedrich II., in dessen Regierungszeit der barocke Umbau des Schlosses erfolgte. Von links nach rechts stellen die Skulpturen die Gerechtigkeit, die Barmherzigkeit, die Tapferkeit und die Weisheit dar.
Corps de Logis und Festsaaltrakt
Der Corps de Logis im kleinen Schlosshof beherbergt die Wohnräume. In der 2. Etage sind die Räume der jüngeren altenburgischen Linie untergebracht. Im 3. Obergeschoss können Räume aus der kurfürstlichen Zeit und der älteren altenburgischen Linie besichtigt werden.
Übrigens findet gerade eine Neugestaltung der Ausstellung im 2. Obergeschoss statt. Ab September 2017 sind dann neue Räume auf dieser Etage begehbar und vermitteln einen Eindruck aus der Zeit nach 1826, als Altenburg wieder Residenzstadt wurde.
Etwas ernüchternd wirkt derzeit noch der Anblick der Fassade des Festsaaltrakts. Der Anblick lädt nicht gerade zum Besuch ein. Man sollte sich davon aber nicht abschrecken lassen, denn hinter der Fassade fängt wahrlich ein Traum an.
Und ich bin mir sicher, dass auch hier bald eine Sanierung stattfinden wird. Denn derzeitig finden Sanierungsarbeiten an der der Stadt zugewandten Westfassade statt.
Auf dem Schlosshof gibt es noch weitere Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Als Beispiel sei die Flasche genannt. Ein Turm, der in seiner mehr als tausendjährigen Geschichte viele verschiedene Funktionen erfüllen musste.
Schloss Altenburg erkunden: der Festsaal und die Wohnräume im zweiten Obergeschoss
Betritt man das Schlossmuseum, empfängt den Besucher eine Pracht, die von außen nicht im Geringsten zu erahnen ist. Also, unbedingt reingehen!
Die zweite Schlossetage ist derzeit nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen. Das soll sich aber im September ändern, wenn hier eine neue Ausstellung eröffnet wird und alle Räume frei zugänglich werden.
Der absolute Höhepunkt ist der Festsaal. Der Saal erstreckt sich über zwei Etagen und erreicht eine Höhe von acht Metern. Der ursprüngliche Saal wurde 1734 – während der zweiten barocken Umgestaltungsphase – fertiggestellt und bei einem Großbrand 1864 vernichtet. Danach erfolgte der Wiederaufbau, der 1868 abgeschlossen wurde. Das Ergebnis ist ein wirklich fantastisches Zeugnis des Historismus, das wohl in diesen Ausmaßen einzigartig ist.
Zur Führung auf der zweiten Etage gehören derzeit neben der Besichtigung des Festsaals auch zwei Räume aus der Zeit nach 1826, als Altenburg wieder Residenzstadt wurde.
Die beiden letzten Herzöge von Sachsen-Altenburg
Im Empirezimmer hängen auch die Bildnisse der letzten beiden Herzöge von Sachsen-Altenburg, bevor dann 1918 wie im gesamten Land die Monarchie zu Ende ging.
Links ist Ernst I. zu sehen. Seine Geburt fällt in das Jahr, als Sachsen-Altenburg 1826 neugegründet wurde. 1853 übernimmt er die Regierungsgeschäfte, die er ganze 55 Jahre bis zu seinem Tod 1908 ausübt.
1908 übernimmt Ernst Bernhard Georg Johann Karl Friedrich Peter Albert von Sachsen -Altenburg als Ernst II. die Regierungsgeschäfte, der im Bild oben rechts zu sehen ist. Diesem Mann war keine so lange Regierungszeit beschieden, wie seinem Vorgänger und Onkel Ernst I.
1918 endete die Monarchie in Deutschland und damit auch in Sachsen-Altenburg, das fortan im Freistaat Thüringen aufging. In der Weimarer Republik lebte der ehemalige Herzog ab 1922 auf dem Jagdschloss Fröhliche Wiederkunft in der Nähe von Kahla, ca. 50 km von Altenburg entfernt.
Interessant ist sein Schicksal nach dem II. Weltkrieg. Nachdem die Fröhliche Wiederkunft im Zuge der Bodenreform 1946 enteignet wurde, erhielt der ehemalige Herzog von den Sowjets ein lebenslanges Wohnrecht im Schloss. Angebote von seinem ältesten Sohn in den Westen zu übersiedeln lehnte er ab. Damit war er der einzige Bundesfürst, der ein Bürger der DDR wurde und auch auf deren Territorium starb. Danach wurde das Schloss in einen Jugendwerkhof der DDR umgewandelt.
Schloss Altenburg erkunden: die kurfürstlichen Gemächer im dritten Obergeschoss
Im folgenden kommen Bilder aus dem Rundgang durch die Wohnräume im dritten Obergeschoss, die dem Herzog vorbehalten waren. Die Bezeichnung als kurfürstliche Gemächer rührt aus der Zeit, als Altenburg gelegentlich vom sächsischen Kurfürst für seine Aufenthalte in Altenburg genutzt wurde.
Mehr Bilder von Schloss Altenburg
Historisch übernachten – in der Hofgärtnerei am Schlosspark
Altenburg ist nicht an einem Tag zu besichtigen. Das steht fest. Man sollte auf jeden Fall eine Übernachtung einplanen. Und die Pension Hofgärtnerei im Schlosspark in direkter Nachbarschaft zum Residenzschloss bietet sich dazu nachgerade an.
Das Gebäude wurde in den letzten Jahre liebevoll saniert. Die Räume in der Hofgärtnerei sind durchgängig stilecht mit historischen Möbeln ausgestattet und geben dem Aufenthalt in dem Hotel eine besondere Note. Es liegt direkt gegenüber dem Teehaus im Schlosspark und auch die historische Innenstadt von Altenburg ist in wenigen Gehminuten gut zu erreichen.
Fazit: Schloss Altenburg erkunden – sollte man auf jeden Fall machen! Hier versteckt sich ein Kleinod, das noch abseits großer Touristenströme liegt, aber dennoch einiges zu entdecken hat.
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Informationen zum Besuch in Altenburg
Residenzschloss: Öffnungszeiten Di-So 09:30 – 17:00 Uhr
Preise: 7/6 € (es gibt auch Kombitickets für den Besuch des Schlosses und weiterer kultureller Einrichtungen in der Stadt, z.B. dem Lindenau-Museum oder den Roten Spitzen). Eine Fotoerlaubnis kostet 3 €.
Führungen: Di-So jeweils 11:00, 13:00 und 15:00 Uhr, So auch 14:00 Sonderführung mit wechselnden Themen. Eine Führung kostet 3 €.
Pension und Weinstube Hofgärtnerei: 7 Gästezimmer im historischen Ambiente, sehr angenehme Atmosphäre. Mehr Infos auf der Website des Hotels.
Lust auf mehr Schlosserkundungen? Hier gibt es einen Bericht über Schloss Moritzburg in Sachsen.