Schloss Altenburg und das 19./20. Jahrhundert
Heute bin ich wieder im thüringischen Altenburg unterwegs und besuche im Schloss Altenburg die neuen Gemächer aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Diese Räume sind erst seit September 2017 dauerhaft im Rahmen einer neuen Ausstellung zugänglich (einen früheren Beitrag zu Schloss Altenburg könnt ihr übrigens hier lesen)
Aber was ist der Hintergrund für diese neue Ausstellung in einer geschichtsträchtigen Stadt wie Altenburg, die schon Kaiser Barbarossa zu seiner zeitweiligen Residenz wählte?
Der Hintergrund der Ausstellung
Die Geschichte, die die neue Dauerausstellung erzählt, beginnt am 23. November 1826. An diesem Tag bricht der über 60jährige Herzog Friedrich von Sachsen-Hildburghausen nach einer über 40jährigen Regentschaft in Hildburghausen in das 200 km entfernte Altenburg auf. Um dort fortan als Friedrich von Sachsen-Altenburg zu regieren. Was war passiert?
Dem Umzug Friedrichs von Hildburghausen nach Altenburg ging ein Todesfall voraus. 1825 stirbt Friedrich IV. von Sachsen-Gotha-Altenburg kinderlos. Und jetzt streitet sich die Verwandtschaft um das Erbe der ausgestorbenen Linie in Gotha. Man bittet sogar den sächsischen König, bei der Nachlassverwaltung zu helfen.
Ein Vertrag regelt schließlich die Neuverteilung der alten ernestinischen Lande. Die Ländereien von Sachsen-Hildburghausen gehen an die Anspruchsberechtigten in Meiningen und Coburg-Saalfeld. Im Gegenzug erhält der Herzog von Hildburghausen Altenburg und wechselt somit notgedrungen sein Herzogtum samt Untertanen.
Das jüngste Herzogtum in Deutschland ist geboren – Sachsen-Altenburg. Ein Herzogtum, das in zwei voneinander räumlich getrennte Gebiete aufgeteilt ist und zu dem mehrere Exklaven in benachbarten Gebieten gehören.
Und jetzt erinnert die neue Ausstellung Herzogliche Gemächer des 19./20. Jahrhunderts erinnert an dieses junge Herzogtum Sachsen-Altenburg mit seinen fünf Herzögen, die zwischen 1826 und 1918 in Altenburg regieren. Und dort ihre Spuren hinterlassen haben.
Denn Spuren sind überall sichtbar. Die Residenzstadt bekommt ein Theater, das Schloss einen Marstall, der Bahnhof wird gebaut und die Landesbank gegründet.
Die Ausstellung ist aber auch eine Schau, die sich mit der Abdankung des letzten Herzogs von Sachsen-Altenburg beschäftigt. Sie kommt daher gerade rechtzeitig vor der 100. Wiederkehr des Endes der Monarchie in Deutschland im nächsten Jahr.
Die Gemächer der letzten Herzöge
Der Besuch der Raumflucht in den Gemächern des 19. und 20. Jahrhunderts beginnt im Empirezimmer. Die Deckengestaltung dieses Zimmers stammt aus der Regierungszeit Herzog Josephs und datiert von 1844. Joseph, der zweite Herzog der jüngeren Linie nach 1826, trieb die Renovierung des Residenzschlosses maßgeblich voran.
Die vier Ecken der Decke zieren jeweils das altenburgische und das württembergische Wappen. Das württembergische Wappen ist Herzogin Amalie geschuldet, Herzog Josephs Ehegattin. Sie war eine Tochter Herzog Ludwigs von Württemberg.
Vom Empirezimmer geht es zunächst in einem Abstecher in das Alexandrazimmer. Der Name des Raumes ist einem großformatigen Gemälde geschuldet, das dort hängt. Es stellt die russische Großfürstin Alexandra dar, Herzog Josephs jüngste Tochter.
Die heutige Gestaltung des Raumes orientiert sich an der Ausgestaltung des ausgehenden 19. Jahrhunderts, als der Raum mit roten Seidentapeten ausgestattet war.
Achtet beim Durchschreiten des Raumes übrigens auf den Schuh Alexandras. Denn er wird euch immer mit der Spitze anschauen. Egal, wo ihr im Raum seid.
Die Bibliothek Ernst II.
Die herzogliche Bibliothek zählt zweifellos zum Höhepunkt beim Rundgang durch die neue Ausstellung im Schloss Altenburg. Sie wurde erst 1908 im Stil der Neorenaissance eingerichtet und gehört neben dem Festsaal und dem Kirchensaal mit Sicherheit zu den schönsten neuzeitlichen Raumschöpfungen im Schloss Altenburg.
Ich war deshalb sehr gespannt auf den Besuch in diesem Raum und wurde nicht enttäuscht.
Die Holzverkleidung in der Bibliothek ist umlaufend und wird an keiner Stelle im Raum unterbrochen. Das dunkel gebeizte Eichenholz gibt dem Raum einen intimen Charakter. Ich hätte kein Problem damit, den ganzen Tag in diesem Raum beim Studium der Literatur zu verbringen.
Sehr interessant ist auch die Bildersprache der Bibliothek. Über dem Kamin hängt ein Bronzerelief, das den Sächsischen Prinzenraub von 1455 thematisiert. Weiterhin symbolisieren die beiden Giebeln über der nördlichen und südlichen Eingangstür die Welt des Buches. Eine weibliche Figur steht für die unterhaltsame Belletristik. Eine männliche für die bildende Fachliteratur. Und wer genau hinschaut, kann noch weitere Allegorien in der Bibliothek entdecken, z.B. in den Fensternischen.
Nördlich der Bibliothek befindet sich das Jagdzimmer mit einem ovalen Schrank für die Jagdwaffen und einem Bärenfell vor dem Kamin.
Das Arbeitszimmer Ernsts II.
Der Bibliothek schließt sich südlich das Arbeitszimmer- und Empfangszimmer des volksnahen Herzog Ernst II. an. Einige Einrichtungsgegenstände wie das Sofa wurden mit Unterstützung des Altenburger Schlossvereins eigens für die neue Ausstellung restauriert und sind hier erstmals wieder ausgestellt.
Zum Abschluss dieses Beitrags noch ein paar allgemeine Informationen zu der neuen Dauerausstellung im Schloss Altenburg.
Infos
Die neue Dauerausstellung ist im Rahmen der normalen Schlossbesichtigung auf der 1. Etage zugänglich und umfasst insgesamt neun Räume. Sie ist sehr sehenswert und vor allem auch hörenswert.
Besonders gefallen haben mir die Videotrailer, auf denen Schauspieler aus Thüringen das Wirken der Herzöge oder Herzoginnen lebendig werden lassen. So liest z. B. Johannes Emmrich als Herzog Friedrich aus der 1831 verabschiedeten neuen Verfassung des Herzogtum Sachsen-Altenburg. Oder Maximilian Popp schlüpft in die Rolle Ernst II. und berichtet über das Wirken des letzten Herzogs im Lande.
Öffnungszeiten und Eintrittspreise: Die aktuellsten Angaben finden sich auf der Internetseite des Residenzschlosses Altenburg
Ähnliche Seiten in diesem Blog: Schloss Altenburg erkunden | Weimar erkunden
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Ein paar kleine Gedichte über
die alte Residenzstadt Altenburg:
ALTENBURG
Eine kleine Hommage
Den Namen gab dieser Stadt
Die alte Burg auf Felsgestein.
Kaiserpfalz und Residenzstadt,
Man ging in die Geschichte ein.
Die kleine Stadt im Pleißenlande,
Tausend Jahre sind in in ihr präsent.
Heut‘ steht sie da im Prachtgewande,
Die Entwicklung keinen Stillstand kennt.
Ein großes Hoch auf diese Stadt,
Die uns so viel zu bieten hat.
Gelegen in idyllischer Natur,
Ist sie ein Hort erlesener Kultur;
Stadt der Blumen und der Bäume
Mit Raum für Thalias Träume.
Eine Stadt, die viele Gesichter hat,
Barbarossa’s und Spalatin’s Stadt;
Bernhard von Lindenau lebte hier.
Eine Stadt, die eine Zukunft hat,
Daran glauben, dafür arbeiten wir.
Altenburg, meine Heimatstadt,
Alles Gute und Gott mit dir.
DIE ROTEN SPITZEN
Die mächtigen Roten Spitzen,
Einstmals des Klerus Stützen;
Sie trotzten Sturm und Regen,
Den Kriegen mit Gottes Segen.
Zeugen großer Vergangenheit
Aus Barbarossa’s Glanzzeit;
Des Staufers Gabe an die Stadt,
Die er ins Herz geschlossen hat.
Mittelalterliche Baukunst
Als Beweis kaiserlicher Gunst.
Das Altenburger Wahrzeichen
Sucht im Lande seinesgleichen.
SPALATIN IN ALTENBURG
Luthers treuer Wegbegleiter,
Der neuen Lehre Mitstreiter;
Die Reformation zu steuern
Und die Kirche zu erneuern,
Kam er in die Residenzstadt;
Altenburg wurde ihm Heimat.
Hier fand der Hirt seine Herde,
Gab weiter christliche Werte.
Die Bibel prägte sein Weltbild,
War ihm zeitlebens Schwert und Schild.
Nun ruh’n seine Gebeine hier,
Sein Vermächtnis bewahren wir.
SKATSTADT ALTENBURG
18, 20…..♣️♠️♥️♦️
Altenburgs bekannteste Ansage,
Man hört sie in der Stadt alle Tage.
In Lokalen und heimischen Stuben
Reizt man mutig auf Damen und Buben.
Altenburg hat die Trümpfe in der Hand,
Sticht als Mekka der Skatfans im Land.
Der Skatbrunnen ist für Touristen Pflicht,
Kartentaufe mit Wenzeln hat Gewicht.
Das Spiel wurde erfunden einst hier,
Heut‘ lädt man gern ein zum Skatturnier.
ALTENBURGER SENF
Altenburger Senf gibt delikat
Der Wurst die besondere Note.
Pikant gewürzt, mitnichten fad
Schmeckt er auf jedem Brote.
Im Angebot sind viele Sorten,
Gelungen ist so mancher Clou.
Man gibt kennerhaft allerorten
Seinen Altenburger Senf dazu.
Er verfeinert uns’re Rouladen,
Ist der Hausfrau unverzichtbar;
Peppt Frikadelle und Mutzbraten,
Ist Favorit in jeder Snackbar.
Er bringt Salate zur Vollendung,
Ergänzt verschiedenste Soßen.
Die mannigfaltige Verwendung
Macht ihn zu einem Großen.
Senfsaison ist das ganze Jahr,
Der Papst in Rom ist Fan sogar.
Genießt die scharfe Köstlichkeit,
So anregend und sehr gesund.
Im Thüringer Land und weltweit,
Altenburger Senf in jeden Mund!
Rainer Kirmse , Altenburg
Mit freundlichen Grüßen
Der Rundgang durch das Schloss Altenburg hat mir sehr gut gefallen.