Oberschwäbische Barockstraße

Im Frühjahr 2024 machte ich mich auf den Weg, um die Hauptroute der Oberschwäbischen Barockstraße zu erkunden – das Himmelreich des Barock und eine der schönsten kulturellen Reiserouten Deutschlands. Die prachtvollen Klöster, Kirchen und Schlösser, eingebettet in die sanfte Hügellandschaft Oberschwabens, versprachen beeindruckende Einblicke in barocke Kunst- und Bauwerke. Geplant hatte ich drei feste Stationen, doch ein unerwarteter Zufallsfund und nette Bekanntschaften machten die Reise zu etwas ganz Besonderem. Also, lasst euch überraschen.

Kloster Wiblingen: Ein barockes Meisterwerk und Rokoko-Juwel

Das Kloster Wiblingen, nahe der alten Reichsstadt Ulm gelegen, ist ein beeindruckendes Zeugnis der barocken Kirchenbaukunst in Oberschwaben. Besonders bekannt ist es für seinen prachtvollen Bibliothekssaal, der als eine der eindrucksvollsten Schöpfungen des Rokoko gilt.

Zwischen 1740 und 1750 unter der Leitung von Abt Meinrad erbaut, präsentiert der Bibliothekssaal ein harmonisches Zusammenspiel von Architektur, Licht und Dekoration. Schon die hervorgehobene Fassade des Mittelbaus im Nordflügel deutet die beeindruckenden Dimensionen an: Der Saal erstreckt sich über zwei Geschosse und füllt mit 23 Metern Länge und 11,5 Metern Tiefe den gesamten Nordflügel aus.

Im Inneren prägt die Galerie mit ihrer elegant geschwungenen Balustrade den Raumeindruck. Diese architektonische Gestaltung verleiht dem Raum Dynamik und Leichtigkeit. Durch große Fensterreihen an den Längsseiten flutet Tageslicht in den Saal, was die fein gearbeiteten Details und die Farbgestaltung des Rokoko noch eindrucksvoller zur Geltung bringt.

Der Bibliothekssaal von Wiblingen ist mehr als nur ein Raum – er ist ein Gesamtkunstwerk, das die Besucher in eine andere Zeit entführt. Er verbindet Funktionalität mit Ästhetik und ist ein strahlendes Beispiel für die Meisterschaft barocker und rokokozeitlicher Baukunst. Ein Besuch ist ein Muss für jeden Kunst- und Architekturbegeisterten.

Kloster Ochsenhausen: Barocke Pracht und musikalisches Erbe

Hoch über dem malerischen Rottumtal thront das Kloster Ochsenhausen, eine der beeindruckendsten barocken Klosteranlagen in Oberschwaben. Dieses kunsthistorische Juwel begeistert nicht nur durch seine Architektur, sondern auch durch die außergewöhnlichen Kunstwerke, die im 18. Jahrhundert entstanden sind.

Die historische Orgel in der Klosterkirche von Ochsenhausen zieht bis heute Musikliebhaber aus aller Welt an. Sie ist das erste Werk des renommierten Orgelbauers Joseph Gabler, der aus Ochsenhausen stammte und später zu den bedeutendsten Künstlern seines Fachs zählte.

Ab 1725 ließ Abt Coelestin Frener die Klosteranlage durch einige der besten Künstler der Zeit ausgestalten, oft Talente, die noch am Anfang ihrer Karriere standen. Der Maler Johann Georg Bergmüller aus Augsburg, der römisch geschulte Stuckateur Gaspare Mola und der flämische Bildhauer Aegid Verhelst der Ältere hinterließen in Ochsenhausen Werke von bleibender Bedeutung.

Besonders hervorzuheben sind die Deckenfresken von Johann Georg Bergmüller, die zwischen 1727 und 1729 entstanden. Der aus Augsburg stammende Künstler, einer der führenden Maler Süddeutschlands, schuf einen beeindruckenden Zyklus aus 32 Fresken. Zehn Hauptbilder erzählen von der Geschichte des Klosters und stellen bedeutende Ereignisse wie die Klostergründung dar. In den Gewölbezwickeln finden sich Heiligendarstellungen, darunter der heilige Benedikt, der Gründer des Benediktinerordens.

Schloss Wurzach: Das wohl schönste Treppenhaus Oberschwabens

Manchmal sind es die unerwarteten Entdeckungen, die uns am meisten beeindrucken. So auch das barocke Treppenhaus im Schloss Wurzach, das zu den schönsten seiner Art in Oberschwaben zählt. Dieses architektonische Juwel aus dem Jahr 1728 besticht durch seine kunstvolle Gestaltung und ist ein Zeugnis barocker Eleganz.

Schloss Wurzach liegt in der gleichnamigen Stadt und hat eine ereignisreiche Vergangenheit. Ursprünglich diente es als Sitz des Hauses Waldburg-Zeil-Wurzach, bevor es über die Jahrhunderte unterschiedlich genutzt wurde. Es war Lateinschule, katholisches Jungeninternat und während der NS-Zeit ein Kriegsgefangenen- und Internierungslager. Heute zeugt es von der wechselvollen Geschichte der Region und ist ein bedeutendes kulturelles Erbe.

Im Mittelpunkt des Schlosses steht das prächtige Treppenhaus, das 1728 errichtet wurde. Es begeistert durch seine harmonischen Proportionen, detailreichen Stuckarbeiten und kunstvolle Architektur. Die geschwungenen Treppen und eleganten Balustraden scheinen den Raum fast schweben zu lassen und laden dazu ein, die barocke Pracht mit allen Sinnen zu genießen.

Das Treppenhaus im Schloss Wurzach ist ein Geheimtipp und es lohnt sich, diesen Ort zu entdecken. Er ist ein stiller Zeuge der Vergangenheit und ein eindrucksvolles Beispiel für die Kunstfertigkeit des Barock. Wer auf der Suche nach unerwarteten Schönheiten ist, wird hier fündig – eine wahre Zufallsentdeckung der besonderen Art.

Kloster Schussenried: Ein barockes Meisterwerk der Weisheit

Kloster Schussenried in Oberschwaben beeindruckt mit einem der prachtvollsten barocken Bibliothekssäle Süddeutschlands. Dieser Raum, ein wahres Juwel des Rokoko, vereint Architektur, Skulptur und Malerei in vollendeter Harmonie. Hier strahlen die Künste im Einklang und schaffen einen Ort von einzigartiger Schönheit und Bedeutung.

Der Bibliothekssaal wurde von den Künstlern Franz Georg Hermann und Fidelis Sporer gestaltet und begeistert mit seiner eleganten Leichtigkeit. Die Bücherwände scheinen sich in geschwungenen Formen aufzulösen, während helle Farben den Raum in ein festliches Licht tauchen. Die Deckenfresken, 1757 vollendet, und die Skulpturen, die 1766 fertiggestellt wurden, zeugen von höchster Kunstfertigkeit. Die Themen, sorgfältig entwickelt von Abt Nikolaus Kloos, verleihen dem Saal eine tiefere Symbolik.

Im Zentrum des Deckenfreskos thront die göttliche Weisheit, dargestellt durch ein Lamm mit dem Buch der sieben Siegel. Umrahmt wird sie von den Allegorien der Wissenschaften und Künste, die an der Galerie des Saals dargestellt sind. Diese symbolisieren das irdische Wissen, das sich der göttlichen Weisheit unterordnet. Die Botschaft ist klar: Wissen und Bildung sind keine Selbstzwecke, sondern führen letztlich zur Erkenntnis Gottes.

Die Bibliothek war nicht nur der architektonische Höhepunkt des Klosters, sondern auch dessen geistiges Zentrum. Hier wurde die Verbindung von Wissen, Glaube und Kunst gefeiert und gelebt. Noch heute beeindruckt der Raum durch seine Botschaft und seine Schönheit – ein Ort, der inspiriert und zum Nachdenken einlädt.

Ist euch die Orgel auf den Bildern aufgefallen, und fragt ihr euch, was sie in einer Bibliothek macht? Nach der Säkularisation wurde die Bibliothek ab 1844 von der kleinen evangelischen Gemeinde in Schussenried als Kirche genutzt. Später diente der Saal auch der „Königlichen Heil- und Pflegeanstalt“ als Gebetsraum. Aus diesem Grund wurde die Orgel gegen Ende des 19. Jahrhunderts eingebaut.

Tipps für euren Besuch

Für alle Infos zu den aktuellen Öffnungszeiten der Klöster schaut bitte auf der offiziellen Seite der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg nach. Unter der Rubrik Klöster werdet ihr fündig.

Das Treppenhaus von Schloss Wurzach kann in der Regel tagsüber zwischen 7 und 19 Uhr besichtigt werden, es sei denn, es wird vom Standesamt oder für andere besondere Anlässe genutzt.

Allgemeine Informationen zur Region Oberschwaben-Allgäu und der Oberschwäbischen Barockstraße findet ihr auf dieser Seite.

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