In diesem Beitrag sind wir im Norden des Flämings unterwegs und gehen auf einen Streifzug durch die Bischofsresidenz Ziesar. Dabei werfen wir auch einen Blick in die Umgebung. Und entdecken erstaunliche Dinge. Nicht nur in Ziesar, sondern auch in einem kleinen Dorf ganz in der Nähe.
Ziesar ist die Stadt mit dem Namen, dessen Aussprache oft Verwirrung stiftet: Zìe-sar sagen viele, Zi-è-sar ist dagegen richtig.
Die korrekte Aussprache geht auf die Slawen zurück, die ihre Häuser an das Ufer des Sees (sa jèsere – am See gelegen) bauten. Und verteidigten. Denn erst 150 Jahre nach dem Slawenaufstand von 983 war es dem Bischof von Brandenburg vergönnt, eine prachtvolle Burg in Ziesar zu bauen. Ab Mitte des 14. Jahrhunderts ließ er sie dann zu seiner Residenz erweitern.
Die Burgkapelle
Unser Rundgang startet mit einer fachkundigen Führung in der 1470 geweihten Kapelle. Bei einem Besuch erwarten euch hinter einer reich verzierten gotischen Backsteinfassade original erhaltene Wandmalereien aus dem 15. Jahrhundert – einzigartig!
Die Wandmalereien in den Nischen zählen zu den Höhepunkten nicht nur in der Kapelle, sondern in den Kirchen Brandenburgs allgemein.
Im östlichen Joch ist Maria auf der Mondsichel abgebildet. Im mittleren findet ihr einen Lebensbaum, die sog. Wurzel-Jesse-Darstellung. Sie erzählt die Abstammung Jesu aus dem Hause König Davids. Die Bedeutung der Darstellung im westlichen Joch ist ungeklärt.
Der Burgpalas
In der Bischofswohnung, dem sogenannten Palas, ist heute das Burg-Museum untergebracht. Steigt dort auch hinab in den Keller mit der mittelalterlichen Fußbodenheizung. Denn nicht nur die Heizung beeindruckt, eine Arrestzelle sorgt auch gleichzeitig für einen schaurigen Eindruck.
Der Rundgang durch das Museum ist gleichzeitig auch ein Rundgang durch die Architekturgeschichte der Burg. Denn an vielen Stellen sind Überlagerungen späterer Umbauten wieder entfernt worden. So kann der Besucher jetzt wieder einen Blick auf mittelalterliche Malereien oder Kapitelle werfen, die später verbaut wurden. Aber auch auf eine Tapete aus der DDR-Zeit, in der das Haus als Internat genutzt wurde.
Die Stadt Ziesar
Nach dem Besuch der Burganlage lohnt sich ein Spaziergang durch die malerische Altstadt von Ziesar mit ihren vielen Gassen.
Gleich zu Füßen der Burg liegt ein schönes Barockhaus. Das Haus wurde 1775 für den preußischen König Friedrich II. errichtet. Aufgehalten hat er sich hier jedoch nie.
Beim Rundgang durch die Stadt solltet ihr auch immer einen Blick auf den Boden werfen! Denn ihr werdet auf vielen Gehwegen sogenannte Zunftplatten finden.
Diese in den Boden eingelassene Tafeln legen Zeugnis ab von Handwerk und Handel in dem kleinen Ackerbürgerstädtchen. Wer genau sucht, findet sogar eine Reeperbahn.
Empfehlenswert ist auch ein Besuch der ehemaligen Klosteranlage rund um die Heilig-Kreuz-Kirche. Denn idyllisch geht es auch hier zu.
Das Nonnenkloster der Zisterzienser bestand bis zur Reformation. Nach seiner Auflösung wurde es als Frauenstift weitergeführt und die Nonnen erhielten lebenslanges Wohnrecht. Heute befinden sich in den denkmalgeschützten Häusern Privatwohnungen.
Umgebung von Ziesar
Im Anschluss an unseren Besuch in der Bischofsresidenz Ziesar ging es weiter in das Dorf Buckau. In dem nur wenige Autominuten entfernten Ort haben uns einige Überraschungen erwartet.
Die Dorfkirche Buckau
Beim Rundgang durch das Gotteshaus mit der Entstehungszeit um 1200 erfahren wir sehr viele interessante Details zur Kirche und ihrer Geschichte. Über die Anordnung der Feldsteine beispielsweise. Denn an der heute zugemauerten Priesterpforte auf der Südseite sind sie – anders als sonst – sehr regelmäßig aufgeschichtet. Der Eingang selbst erinnert an ein Kreuz.
Danach betreten wir das Innere der Kirche. Und sind begeistert. Der Blick ging sofort auf den Taufengel rechts vor der Apsis. Wir erfahren, dass der Pfarrer der Gemeinde mit seiner Frau den Torso des Engels Ende der 1990iger Jahre stark beschädigt in einem Hühnerstall fand. Später konnte das Ehepaar dann auch noch seine segnende linke Hand ausfindig machen.
Nachdem der Engel saniert und zunächst im Magdeburger Dom ausgestellt wurde, hängt er heute wieder an seinem angestammten Platz in Buckau und segnet die Gemeinde. Schön!
Die Kirche hat insgesamt fünf Schätze! Der barocke Taufengel ist einer davon. Ein gotischer Schnitzaltar aus dem 14. Jahrhundert ist ein weiterer: in der Mitte des Altars steht Maria und präsentiert das Jesuskind auf ihrem rechten Arm. Umgeben ist sie von vier Jungfrauen. Darunter ist auch Gertrud, die Patronin der Kirche. In den Seitenflügeln sind die zwölf Apostel in einer immer noch unglaublichen Farbigkeit dargestellt.
Findet doch bei einem Besuch in Buckau einfach selbst heraus, welches die anderen Schätze in der Kirche sind 🙂 Ich kann euch versprechen, dass ein Besuch lohnt!
Das RadPfarrhaus
Gleich neben der Kirche ist das Alte Pfarrhaus. Radfahrer oder Wanderer finden in dem denkmalgeschützten Haus eine Übernachtungsmöglichkeit auf ihrem Weg durch den Fläming (→ RadPfarrhaus)
Und hier endet nun unsere kleine Rundreise durch den schönen Fläming.
Habt ihr noch Lust auf eine weitere Tour? Dann schaut doch mal hier in meinem Blog vorbei: Unterwegs im Jerichower Land.
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Das ist ein sehr interessanter Beitrag, die Fotos machen Lust, selbst einmal dort vorbeizuschauen.