Im Juni 2022 war es endlich soweit. Zusammen mit einem Fotofreund aus München durfte ich das Neue Schloss Herrenchiemsee auf der Herreninsel im Chiemsee in Bayern außerhalb der Öffnungszeiten in Ruhe fotografieren. Ein einzigartiges Erlebnis! Im vorangegangenen Blogbeitrag hatte ich euch schon die Paraderäume in Herrenchiemsee gezeigt. Heute wird es etwas privater (aber nicht weniger prachtvoll), denn es geht in das Kleine Appartement des bayerischen Königs Ludwig II.
Das Kleine Appartement
Das Kleine Appartement beherbergt die Wohnräume Ludwigs II. Seine Lage im Obergeschoss des Nordtraktes entspricht der Lage der Wohnräume Ludwigs XV. in Versailles. Ansonsten hat das Appartement mit Versailles nur wenig zu tun. Das für den bayerischen König geschaffene Zweite Rokoko folgt nur zum Teil französischen und deutschen Vorbildern des 18. Jahrhunderts. Gleiches gilt für die Ausstattungsstücke der Räume. Ludwig II. hat die Wohnung vom 7. – 16. September 1885 bewohnt. Neun Monate vor seinem Tod im Würmsee, dem heutigen Starnberger See.
Das private Schlafzimmer
Der Rundgang durch das Kleine Appartement von Schloss Herrenchiemsee beginnt mit dem Schlafzimmer Ludwigs II. Das 2,30m lange, vergoldete Bett mit Baldachin ist schon mal ein optischer Höhepunkt in diesem Raum. Aber damit nicht genug! Denn vor dem Bett liegt auf einem vergoldeten Ständer eine blaue Kugel, in der nachts eine Flamme entzündet werden konnte, die den Raum in ein blaues Licht einhüllte. Genau wie in der magisch blauen Grotta Azzurra auf Capri. Der König war fasziniert von der Farbe Blau.
Das Arbeitszimmer
Für sein Arbeitszimmer erwarb Ludwig II. eine Nachbildung des berühmten Schreibtisches des französischen Königs Ludwig XV. Die Kopie wurde 1884 in Paris geschaffen. Und noch etwas wurde kopiert: die Astronomische Uhr vom Cabinet de la Pendule in Versailles. Das Versailler Original ist eine technische wie wissenschaftliche Meisterleistung, denn die Uhr zeigt Stunde, Wochentag, Monat, Jahr und Mondstand an. In einer durchsichtigen Kugel kann der Betrachter die Drehung der Planeten um die Sonne verfolgen. Die Herrenchiemseer Kopie hat heute kein Pendel mehr. Aber – so wurde mir versichert – das Pendel befindet sich noch im Schloss und könnte theoretisch wieder angebracht werden.
Das Porzellankabinett
Ist das nicht zum Niederknien schön? Im ovalen Kabinett von Schloss Herrenchiemsee dreht sich alles ums Porzellan, Meißener Porzellan, um genau zu sein. Konsolentische, Kaminspiegel, Lüster, Wand- und Standleuchten, Vasen und Putten – alles ist hier aus Meißener Porzellan gefertigt. Sogar im Schreibtisch aus Rosenholz sind Meißener Porzellanplatten eingelassen und in den Flügeltüren befinden sich Porzellangemälde. Sie symbolisieren Wissenschaften und Jahreszeiten. Einfach nur überwältigend!
Speisezimmer, Kleine Galerie und Marmorbad
Das ovale Speisezimmer orientiert sich anders als in den Paraderäumen nicht an die Gestaltung in Versailles sondern an das Hôtel de Soubise in Paris. Der große Lüster sowie der Blumenkorb auf dem Tisch sind aus Meißener Porzellan. Ebenso wie in Schloss Linderhof konnte der König Dank eines versenkbaren Esstisches alleine speisen, ohne dass Bedienstete das Essen auftrugen.
Die Kleine Galerie im Nordflügel von Schloss Herrenchiemsee ist einer der schönsten Prunkräume im Schloss. Die Wände sind mit mehrfarbigen Stuckmarmor verkleidet. Am Tonnengewölbe der Galerie befinden sich allegorisch-mythologische Fresken und wie in der Großen Spiegelgalerie reflektieren großformatige Spiegel gegenüber den Rundbogenfenstern das Tageslicht und erhellen den Raum. In der Nacht sorgen fünf Glaslüster und acht Kandelaber aus vergoldeter Bronze auf Konsolentischen für Erleuchtung.
Im Erdgeschoss befindet sich neben einem verspiegelten Ankleidezimmer noch das Marmborbad. Die riesige Wanne fasst 60.000 Liter Wasser und ist daher eigentlich ein Schwimmbad. Umgeben wird sie von einem nur durch Fenster unterbrochenen Panoramagemälde, das Venus und Vulkan sowie Venus bei der Toilette zeigt. Über eine Brücke gelangt der Besucher zum Ausgang.
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Sehr tolle Fotos, einfach nur staunen was Ludwig II. hinterlassenn hat
Über den überbordenden Luxus Ludwig II. kann man nur staunen und den Kopf schütteln. Kein Wunder, das er Bayern finanziell überfordert hat.
Die Fotos sind sehr gut.
Das ist schlichtweg absolut unwahr. Ludwig finanzierte Schloss Herrenchiemsee – genau wie Neuschwanstein übrigens – aus eigener Kasse. Am Mythos des durch ihn angeblich herbeigeführten finanziellen Ruins des Bayerischen Staates ist absolut nichts dran. Im Gegenteil: Faktisch förderten die zahlreichen Aufträge für die königlichen Bauten die bayerische Wirtschaft. Sofern möglich, wurden viele Aufträge innerhalb des Königreichs vergeben, München entwickelte sich infolge dessen zu einem der führenden Orte des Kunsthandwerks im deutschen Sprachraum