Im Juni 2022 war es endlich soweit. Zusammen mit einem Fotofreund aus München durfte ich das Neue Schloss Herrenchiemsee auf der Herreninsel im Chiemsee außerhalb der Öffnungszeiten in Ruhe fotografieren. Ein einzigartiges Erlebnis! An dieser Stelle schon mal ein herzliches Dankeschön an die Bayerische Schlösserverwaltung für die Einladung und an Herrn Syska von der Schlossverwaltung für die tolle und informative Führung durch das Schloss. Und die Geduld mit uns 🙂
Ein Rundgang durch die Paraderäume von Schloss Herrenchiemsee
Der bayerische König Ludwig II. ließ das Schloss Herrenchiemsee als eine Verherrlichung des französischen Königs Ludwig XIV. bauen. Das Schloss ist in vielem eine Kopie von Schloss Versailles, aber durch zahlreiche Neuinterpretationen auch ein eigenständiges (und leider unvollendetes) Werk. Im Folgenden zeige ich euch die Paraderäume des Schlosses. Das Kleine Appartement von Ludwig II. – also die privateren Räume – zeige ich euch in einem extra Beitrag in meinem Blog.
Das Prunktreppenhaus
Für Herrenchiemsee ließ Ludwig II. die Gesandtentreppe (Escalier des Ambassadeurs) von Versailles nachbauen, die es im Original schon seit 1752 nicht mehr gab. Dies mag absonderlich erscheinen, ungewöhnlich war dieser Nachbau für seine Zeit aber nicht. Noch während der Bauzeit von Herrenchiemsee wurde die Versailler Treppe im Palais Rothschild in Wien kopiert, später dann im Palais Talleyrand in Paris und zuletzt im Palais d’Egmont-Arenberg in Brüssel. Eine reine Kopie ist das Treppenhaus aber nicht, denn Ludwig II. machte sich den Stand der Technik des 19. Jahrhunderts zu Nutze und ließ ein Glasdach einbauen.
Der Hartschiersaal
Hartschiere waren die Leibwachen der bayerischen Könige, deren Hellebarden wir in diesem Raum sehen. Der Raum ist also der Gardesaal von Herrenchiemsee. Mit seinem mehrfarbigen Stuckmarmor folgt der Saal dem Versailler Vorbild. Die Gemälde stellen Feldzüge Ludwigs XIV. dar und die Marmorbüsten zeigen Marschälle des Sonnenkönigs.
Erstes Vorzimmer
Vom Hartschiersaal geht es in das Erste Vorzimmer. Dort zieht ein imposantes Möbelstück sogleich die ganze Aufmerksamkeit auf sich: ein großer Prunkschrank in Boulle-Technik mit Schildplatt- und Zinnfurnier sowie vergoldeten Bronzebeschlägen. Der Schrank wurde nie fertiggestellt, denn für die freien Flächen war wahrscheinlich noch eine Ausmalung vorgesehen. Zu welchen Zweck Ludwig II. das Möbelstück bestellt hat, ist unbekannt. Ebenso für welchen Raum es vorgesehen war.
Der Ochsenaugensaal
Wie in Versailles haben die beiden ovalen Fenster an den Stirnseiten des Zweiten Vorzimmers von Schloss Herrenchiemsee dem Raum seinen Namen gegeben: der Ochsensaugensaal. Allerdings ist der Raum in Herrenchiemsee viel größer als in Versaille. Das Dekor, wie z.B. der Kinderfries in der Hohlkehle zwischen Wand und Decke, folgt dem Versailler Vorbild. In der Mitte des Raumes steht eine bronzene Reiterstatue Ludwigs XIV. Das Lieblingspferd des bayerischen Ludwigs soll für das Bronzepferd Modell gestanden haben.
Das Paradeschlafzimmer
Hier seht ihr das Paradeschlafzimmer Ludwigs II. Das Zimmer ist ein Höhepunkt in der prunkvollen Ausstattung des Schlosses und stellt das wesentlich kleinere und weniger aufwändig gestaltete Vorbild in Versailles vollkommen in den Schatten (wie ich finde). Ein letzter Höhepunkt des Könnens bayerischer Kunsthandwerker im 19. Jahrhundert. Allein am geschnitzten und vergoldeten Prunkbett haben die Handwerker aus München sieben Jahre lang gearbeitet. Am 18. September 1881 wurde der Raum als erster fertiggestellt und dem König übergeben. Benutzt hat er es allerdings nie.
Der Beratungssaal
Nach dem Paradeschlafzimmer folgt der nicht weniger prachtvolle Beratungssaal Ludwigs II. In der Mitte steht der Beratungstisch mit einer Tischdecke aus blauem Samt mit Goldstickerei. An den Wänden vergoldete Schnitzereien auf weißem Grund und ein Bildnis Ludwigs XIV. von Frankreich. Wieder ein Augengenuss, von dem man sich nur schwer trennen kann.
Die Spiegelgalerie
Eine Kopie der Spiegelgalerie von Versailles durfte natürlich auch in König Ludwigs Schloss Herrenchiemsee nicht fehlen. Allerdings ist die Herrenchiemseer Spiegelgalerie mit ihrer Länge von 98 Metern sogar noch länger als das Original und enthält Details, die es so in Versailles gar nicht mehr gibt. Was für eine Pracht! Wie in Versailles wird auch die Spiegelgalerie in Herrenchiemsee von zwei Salons flankiert, dem Kriegssaal und dem Friedenssaal. Auf dem letzten Bild in der folgenden Galerie ist der Kriegssaal von Herrenchiemsee mit einem Relief Ludwigs XIV. zu sehen. In Versailles so nicht vorhanden sind die Intarsienarbeiten im Parkett.
Ein Extra-Tipp: Das Augustiner-Chorherrenstift
Wenn ihr auf der Insel seid, vergesst nicht, auch das Augustiner-Chorherrenstift zu besuchen. Im ehemaligen Inselkloster erwarten euch neben einer Gemäldeausstellung und einer Ausstellung zum Herrenchiemseer Verfassungskonvent 1948 zwei repräsentative Säle des Klosters: der Kaisersaal und der Gartensaal. Während der Kaisersaal als Fest- und Speisesaal genutzt wurde, war der Gartensaal hochrangigen Gästen als Teil einer Wohnung vorbehalten. Beiden Sälen gemeinsam ist die komplett erhaltene originale Bauaustattung wie Türen, Parkett und Fenster. Und natürlich das barocke Bildprogramm. Im Schloss selber gibt es noch das Ludwig II.-Museum, das ich aus Zeitgründen aber leider nicht besuchen konnte.
Wer nach den vielen Eindrücken im Schloss und im Stift Hunger und Durst verspürt, dem empfehle ich die Einkehr in die Schlosswirtschaft am Chorherrenstift oder im Café im Schloss. Vom Biergarten der Schlosswirtschaft kann man den herrlichen Ausblick auf den Chiemsee genießen. Besucher des Schlosscafés können vom Freisitz die Wasserspiele und Brunnen auf der Westseite des Schlosses bewundern.
Lust auf mehr Ausflüge in Bayern? Hier in meinem Blog werdet ihr fündig: Neues Schloss Schleißheim, Klosterbibliothek Ottobeuren, Markgräfliches Opernhaus Bayreuth
Wenn euch der Beitrag gefallen, hinterlasst gerne ein Like oder einen Kommentar weiter unten.
Hallo Herr Burchert,
wir haben im September ein paar Tage im Chiemgau verbracht und auch das Schloss Herrenchiemsee besucht. Derzeit bin ich dabei, ein Fotobuch von unserer Reise zu gestalten, in dem natürlich das Schloss auch nicht fehlen darf. Gerne würde ich auch eine Aufnahme des Spiegelsaals mit einbauen. Da man in den Innenräumen jedoch nicht fotografieren durfte, möchte ich Sie fragen, ob ich Ihre tolle Aufnahme dafür verwenden darf, natürlich mit Nennung Ihres Namens sowie der Internetadresse Ihres Reise-Blogs. Erwähnen muss ich dazu noch, dass ich meine Fotobücher nach Fertigstellung immer in der Cewe-Community veröffentliche. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich Ihre Zustimmung bekäme. Wäre ja durch die Veröffentlichung auch eine gute Werbung für Ihren Blog.
Freundliche Grüße
Angelika Matok
Hallo Frau Matok,
vielen Dank für Ihren Kommentar. Es freut mich sehr, dass Ihnen die Aufnahmen und der Beitrag gefallen haben. Leider gestattet die Fotoerlaubnis nur das Verwenden der Bilder in diesem Blog und auf meinem Instagramkanal. Ansonsten hätte ich Ihnen gerne die Erlaubnis gegeben.
Herzliche Grüße
Frank Burchert
Hallo Herr Burchert,
trotzdem vielen Dank für Ihre Antwort. Ich werde mich natürlich daran halten.
Herzliche Grüße
Angelika Matok
Hallo Franks Fotografie, als 15-Jähriger Schüler war ich 1962 mit der Schulklasse auf Herrenchiemsee. Das möchte ich mit meiner Familie gerne wiederholfen und fand Ihren Bericht incl. der tollen Fotos. Alles zusammen ist eine erfreuliche Bereicherung und Beschreibung der erhaltenswerten Gebäude auf Herrenchiemsee. Ich hoffe, dass ich dies noch bei guter Gesundheit erleben kann.
Freundliche Grüße – Rainer Thiel
Hallo Herr Thiel,
vielen Dank für Ihr Feedback. Ich wünsche Ihnen alles Gute und viel Spaß beim Besuch von Herrenchiemsee.
Viele Grüße
1974 war ich das 1. und auch letzte Mal auf Herrenchiemsee. Es war schon damals beeindruckend…
Es mal wieder in so fantastischen Fotos wiederzusehen, ist einfach schön.
Vielen Dank dir, für deine tollen Fotos.