Rosenholzzimmer Bayreuth

Wer das Italienische Schlösschen in Bayreuth besucht, ahnt kaum, dass sich im ersten Stock ein kunsthistorischer Schatz verbirgt: das sogenannte Rosenholzzimmer. Abseits der üblichen Besucherwege gelegen, ist dieser Raum ein fast vergessenes, aber umso spektakuläreres Beispiel für die hohe Kunst höfischer Innenarchitektur im späten Bayreuther Rokoko.

Ein Meisterwerk in Holz: Boiserie und Marketerie vom Feinsten

Der kleine Raum – nur 5,70 m lang, 4,30 m breit und 2,90 m hoch – wurde um 1760 als Medaillen- und Münzkabinett für Markgraf Friedrich von Brandenburg-Bayreuth gestaltet. Die Ausstattung besticht durch eine kostbare, raumhohe Wandvertäfelung (Boiserie), in die fünf wandfeste Kommoden mit feinen Schubladen eingelassen sind – einst zur Präsentation einer fürstlichen Sammlung numismatischer Kostbarkeiten.

Die große Besonderheit: Die Vertäfelung ist vollständig mit aufwendig gearbeiteter Marketerie überzogen – einer feinen Furniertechnik, bei der die Maserung, Schnittführung und Ausrichtung ein und derselben Holzart so raffiniert variiert wird, dass ein lebendiges, mosaikartiges Bild entsteht. Die warmen Orange- und Rottöne erinnern an exotisches Rosenholz – daher auch der Name des Zimmers –, doch handelt es sich tatsächlich um Virginischen Wacholder (Juniperus virginiana), eine sogenannte „Virginische Zeder“, die aus Nordamerika importiert wurde.

Pedrozzis Stuckkunst im Blick

Ein besonderer Reiz des Rosenholzzimmers liegt auch in seiner visuellen Verbindung zum darunterliegenden Gartensaal des Italienischen Schlösschens: Durch die Fenster des Kabinetts eröffnen sich spektakuläre Ausblicke auf den prunkvollen Festsaal, dessen Deckenstuck vom italienischen Meister Giuseppe Pedrozzi stammt – ein Glanzstück barocker Raumkunst in Bayreuth. Die Sichtachse zwischen den Räumen macht deutlich, wie bewusst gestalterische Übergänge im Raumgefüge inszeniert wurden.

Der letzte originale Bestand der Spindler-Brüder in Bayreuth

Stilistisch und technisch steht das Rosenholzzimmer in enger Verbindung zu den berühmten Brüdern Spindler, die als Hoftischler unter Markgraf Friedrich wirkten. Zwar existiert kein offizieller Rechnungsbeleg, doch fand sich auf der Rückseite eines Paneels eine Ligatur mit den Initialen „Johann oder Jakob Spindler Bayreuth“. Somit gilt das Rosenholzzimmer mit hoher Wahrscheinlichkeit als das letzte original erhaltene Spindlerkabinett im Bestand der Bayerischen Schlösserverwaltung – ein absolutes Highlight der Bayreuther Schlosskunst.

Nach dem Tod des Markgrafen 1763 endete die Blütezeit der Bayreuther Kunstproduktion abrupt. Viele Künstler – darunter auch Mitglieder der Spindler-Familie – folgten dem Ruf Friedrichs II. nach Potsdam, wo sie das sogenannte Friderizianische Rokoko entscheidend prägten. Damit wurde Bayreuth zu einem wichtigen Ursprungspunkt für den künstlerischen Austausch mit Preußen.

Rosenholzzimmer Bayreuth
Das Werk der Spindler-Brüder

Der Boden – verloren und rekonstruiert

Im Gegensatz zur beeindruckenden Wandgestaltung hat der originale Parkettboden aus Zwetschgenholz die Zeit nicht überstanden. Bereits 1813 wurde erheblicher Schaden vermerkt, wenig später wurde die aufwendige Furnierschicht vollständig abgetragen. Nur kleinste Fragmente blieben erhalten, anhand derer jedoch eine Rekonstruktion der Intarsienarbeit möglich wurde – ein Glücksfall für die Restaurierung dieses einzigartigen Schlossinterieurs.

Fazit: Ein unterschätztes Highlight barocker Raumkunst in Bayreuth

Das Rosenholzzimmer im Italienischen Schlösschen ist mehr als ein Kabinettstückchen des Rokoko – es ist ein stiller, kostbarer Zeuge höfischer Handwerkskunst, ein Vermächtnis der Spindler-Brüder und ein Ort, der durch die Sichtbeziehung zum Gartensaal mit Pedrozzis Stuckdecke auch in architektonischer Hinsicht besticht. Wer sich für Barockmöbel, Furnierkunst, Boiserie und Marketerie oder die Geschichte des Bayreuther Rokoko interessiert, wird in diesem Raum ein nahezu unbekanntes Meisterwerk entdecken.

Das Rosenholzzimmer befindet sich in den Räumen des Archäologischen Museums des Historischen Vereins für Oberfranken und kann zu den Öffnungszeiten des Museums besichtigt werden. Führungen durch das Rosenholzzimmer in Bayreuth werden angeboten, wenn das Italienische Schlösschen geöffnet ist.

Das italienische Schlösschen

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