In diesem Beitrag möchte ich mit euch einen Rundgang durch das Marmorpalais Potsdam machen.
Die Sommerresidenz des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. ist das erste frühklassizistische Schloss in Preußen.
Und seit 2018 ist das idyllisch am Heiligen See in Potsdam gelegene Schloss nach einer Restaurierung wieder nahezu vollständig wie im 18. Jahrhundert erlebbar.

Marmorpalais Potsdam
Das Marmorpalais in Potsdams Neuen Garten

Am 17. August 1786 stirbt König Friedrich II. Mit seinem Tod geht auch eine architektonische Epoche in Preußen zu Ende: das friderizianische Rokoko.

Denn sein Nachfolger, Friedrich Wilhelm II., lässt sich 1787 eine Sommerresidenz im jetzt üblichen klassizistischen Stil errichten. Und das weit von Sanssouci entfernt. Im Neuen Garten am Heiligen See.

Der Neffe des verstorbenen Königs grenzt sich damit nicht nur räumlich, sondern auch stilistisch von seinem Onkel ab. Der Klassizismus hält endgültig Einzug in Potsdam.

Marmorpalais Potsdam
Wedgwood Vasen mit antiken Szenen im Marmorpalais

Die künstlerische Ausgestaltung des neuen Schlosses wird Carl von Gontard übertragen, der in Berlin bereits das Brandenburger Tor gebaut hatte.

Auch kein Geringerer als Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff wird für den Bau hinzugezogen. Einige Jahre zuvor hatte Erdmannsdorff für Fürst Franz von Anhalt-Dessau bereits das erste klassizistische Schloss auf deutschem Boden in Wörlitz errichtet.

Der Hauptbau

Wir starten den Rundgang durch das Marmorpalais im Hauptbau. Über das Vestibül gelangt man in die Treppenhalle. Direkt im Anschluss an das Treppenhaus liegt der Speisesaal. Der Raum liegt an der Seeseite und ist als Grotte gestaltet. Die Auskleidung mit Marmor sowie die Nähe zum Wasser sorgen im Sommer für angenehm kühle Temperaturen beim Speisen.

Wie einige andere Stücke im Marmorpalais ist auch die Skulptur der Nymphe Thetis aus der Berliner Antikensammlung nach Potsdam zurückgekehrt. Sie steht heute wieder im Marmorpalais in einer Nische des Grottensaals.

Zimmerfluchten im Erdgeschoss

Rechts neben dem Vestibül befinden sich in einer Zimmerflucht die Parolekammer, das Musikzimmer und ein getäfeltes Schreibkabinett.

Die Wandausmalung im Musikzimmer ist durch eine Kriegseinwirkung von 1944 nur noch fragmentarisch erhalten. Die Fehlstellen wurden allerdings nicht wie anderswo rekonstruiert.

Wiederhergestellt wurde dagegen schon in den 1950iger Jahren die Deckenausmalung. 1997 dann auch das Parkett mit den geometrischen Formen.

In dem als „Schreib Cammer“ genutzten und mit verschiedenen Hölzern getäfelten Eckkabinett am Ende der Raumflucht verstarb Friedrich Wilhelm II. – der Auftraggeber für das Haus – am Morgen des 16. November 1797. Die Witwe, Friederike Luise von Preußen, lässt sich übrigens ein Jahr später einen Witwensitz in Bad Freienwalde errichten, der erste klassizistische Villenbau in Preußen.

Links vom Vestibül liegt der Zugang zu einer weiteren Zimmerflucht. Die Enfliade besteht aus der Gelben Schreibkammer, der Grünen Kammer und einem Schlafkabinett

Ein besonders schöner Raum ist die Gelbe Schreibkammer, das Arbeitszimmer Friedrich Wilhelms II.

Fast alle Ausstattungsstücke in diesem Raum sind bis auf die Seidenbespannung der Wände original erhalten. Darunter eine Uhr mit Kalender und ein Glockenspiel, dessen Klänge heute noch bei den Führungen abgespielt werden. Die barocke Uhr stammt aus dem Nachlass von Friedrich II.

Das Obergeschoss

Zwei Höhepunkte gibt es im Obergeschoss des Hauptbaus. Einer ist mit Sicherheit der Festsaal. Der Saal erstreckt sich über die gesamte Breite des Baus und bietet mit den vielen Fenstern einen beeindruckenden Panoramablick auf den umliegenden Heiligen See.

Der Blick ist auch heute noch grandios, muss aber im 18. Jahrhundert noch eindrucksvoller gewesen sein, denn die Ufer des Sees waren damals noch unverbaut.

Der zweite Höhepunkt im Obergeschoss ist das Orientalische Kabinett. Der 1790 eingerichtete Raum mit Zeltdach und einem türkischen Diwan sowie schwarz-weißen Straußenfedern (den Farben der Hohenzollern) dürfte dem orientalischen Hype der Zeit geschuldet sein.

Die folgenden Bilder vermitteln weitere Eindrücke von den Räumen im Obergeschoss des Hauptbaus.

Übrigens: Im 19. Jahrhundert waren die Räume im Haupthaus den jeweiligen Kronprinzenpaaren vorbehalten, die sie zu Wohnzwecken nutzten.
Von 1831 bis 1835 wohnten hier Prinz Wilhelm (Kaiser Wilhelm I.) und Kronprinzessin Augusta. Danach zog das Paar in das Schloss Babelsberg an der Havel.
1881 richtete man eine Sommerwohnung für den späteren Kaiser Wilhelm II. und seine Frau Auguste Victoria ein.
Der letzte Kronprinz, Prinz Wilhelm von Preußen, zog 1904 mit seiner Frau Cecilie in das Marmorpalais ein. Für sie wurde dann 1917 das Schloss Cecilienhof fertiggestellt. Nur ein Jahr vor der Abdankung der Monarchie in Deutschland.

Die beiden Seitenflügel

Die beiden Seitenflügel wurden erst 1797 hinzugefügt, da dem schwerkranken Friedrich Wilhelm II. das Treppensteigen inzwischen schwerfiel.

Und weil alles sehr schnell gehen musste, baute man für die Säulengänge die Marmorsäulen der friderizianischen Rehgartenkolonnade im Park von Sanssouci ab. Die waren schneller verfügbar, als der Marmor aus Schlesien, mit dem der Hauptbau verkleidet ist.

Als der König im gleichen Jahr starb, standen die Flügel noch im Rohbau. Erst unter Friedrich Wilhelm IV. erfolgte der weitere Ausbau der Innenräume.

Marmorpalais Potsdam
Säulengang am Nordflügel

Der Südflügel

Im Südflügel sind einige Ausstellungsstücke besonders interessant, die aus den Königskammern von Friedrich Wilhelm II. im einstigen Berliner Stadtschloss stammen.

Dazu zählen der Thronsessel aus dem Thronzimmer sowie zwei der ursprünglich vier großen Kandelaber.

Der Nordflügel

Im Nordflügel ist der Kloeber-Saal besonders eindrucksvoll. Den 1847 eingerichteten Saal schmücken große Wandgemälde mit mythologischen Szenen von August von Kloeber. Eines dieser Gemälde fiel 1944 einer Brandbombe zum Opfer, soll aber bald restauriert werden.

Marmorpalais Potsdam
Der Kloeber-Saal im Nordflügel

Übrigens: Der Nordflügel hat die meisten Veränderungen im Laufe der Zeit erfahren. Friedrich Wilhelm IV. ließ hier Wohnungen für Gäste aus seiner Familie einrichten, die die Räume ihren jeweiligen Geschmäckern anpassen ließen. Zur Zeit von Kronprinzessin Cecilie befand sich hier die Prinzenwohnung.
Schwere Schäden hinterliessen der 2. Weltkrieg mit dem Einschlag einer Brandbombe und die Nutzung des Marmorpalais als NVA-Museum zur DDR-Zeit.

Einen Eindruck von weiteren Räumlichkeiten im Nordflügel vermitteln die folgenden Bilder.

Info. Das Marmorpalais im Potsdamer Neuen Garten ist ganzjährig geöffnet. In der Sommersaison zwischen Mai und Oktober täglich, ansonsten nur an den Wochenenden.
Der Eintritt kostet 6/5€. Die Fotoerlaubnis 3€.

Marmorpalais Potsdam
Das Marmorpalais in Potsdam

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Lust auf mehr Erkundungen in Potsdam? Dann schaut doch auch mal am Neuen Palais vorbei.

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